Essen. Seit Jahren wartet Adnan Aksoy in seinem Zechenhäuschen am Boshammerweg in der Matthias-Stinnes-Siedlung in Essen-Karnap darauf, dass das Grundwasser-Problem gelöst wird. Ein Vertrag zwischen der Stadt Essen und der RAG lässt auf sich warten.

Adnan Aksoy sieht nicht so aus wie einer, der die Dinge liegen lässt, bis sie Staub ansetzen, sondern wie einer, der lieber zupackt. Das historische Zechenhäuschen am Boshammerweg in der malerischen Matthias-Stinnes-Siedlung in Karnap hat er mit viel Liebe und Muskelkraft so wieder hergerichtet, dass nicht nur Denkmalpfleger ihre wahre Freude daran haben.

Acht Jahre sind vergangen, seit Aksoy sich dazu entschloss, eines der alten Bergarbeiterhäuser zu kaufen und instand zu setzen. Nun steht der 47-Jährige da bei Sonnenschein in kurzen Hosen und Gummistiefeln und stellt sich selbst die Frage, ob er diesen Schritt bereut.

Wirklich eine schöne Siedlung

„Das ist wirklich eine schöne Siedlung“, sagt Aksoy und weist den Boshammerweg hinab, der in jeder Hochglanzbroschüre über das Ruhrgebiet eine Doppelseite wert wäre. Stünde da nicht dieses vermaledeite Grundwasser so hoch, dass sich Aksoy und seine Nachbarn das Rasensprengen im Hochsommer getrost sparen können.

Es wäre die angenehme Seite eines Problems, das den Wutpegel bei Betroffenen wie Adnan Aksoy stetig steigen lässt. Seit Jahren schon warte er darauf, dass irgendwer irgendwas dagegen unternimmt, erzählt Aksoy. Irgendwann habe er nicht länger warten wollen. Die erste Firma, die er beauftragte, den Keller seines Hauses trockenzulegen, gab nach drei Tagen auf.

„Wir streichen jedes Jahr neu“

Eine Drainage ist mittlerweile gelegt, Pumpen sind installiert. Trocken ist es nicht. „Wir streichen jedes Jahr neu“, erzählt Aksoy und weist auf einen Wasserfleck am Fuße der Wohnzimmerwand. „Ich habe schon einen dunkleren Farbton gewählt, damit man es nicht so sieht.“ Weil es ihm zu bunt geworden ist, versucht er nun, sein Häuschen selbst trocken zu legen.

Dass die RAG und die Stadt Essen sich darauf verständigt haben, das Grundwasserproblem in Karnap zu lösen – ja, davon habe er gehört, erzählt Aksoy. „Aber wie lange soll ich darauf warten?“

Auch SPD-Politiker sind misstrauisch geworden

Für den Karnaper Ratsherrn Guido Reil spricht das Bände. „Die Leute glauben nicht, dass sich wirklich was tut.“ Auch der SPD-Politiker ist misstrauisch geworden. Als Reil dieser Tage im Umweltausschuss des Stadtrates danach fragte, warum allen Absichtserklärungen zum Trotz der Vertrag zwischen der Stadt Essen und der RAG über den Bau eines sechs Millionen Euro teuren Entwässerungssystems noch immer nicht unterzeichnet sei, erntete er böse Blicke.

Umweltdezernentin Simone Raskob verwies auf den nicht öffentlichen Teil der Sitzung. Dem Vernehmen nach hat die Verwaltung abermals geprüft, ob sich der städtische Anteil an den Kosten auch wirklich auf die Gebührenzahler umlegen lässt. Ja, er lässt sich umlegen.

Dort, wo Aksoy die Außenmauer seines Hauses freigelegt hat, steht das Grundwasser kniehoch. Der Frust steigt. Allzu viel Zeit sollten Stadt und RAG sich nicht nehmen.