Essen. . Von Seiten der RAG wird es für die von nassen Kellern betroffenen Hausbesitzer so schnell keine Hilfe geben. Denn laut der Ruhrkohle AG sei es nicht eindeutig, ob Berbauschäden die Ursache dafür sind. Bei der Suche nach einer Lösung hat sich nun auch die Politik eingeschaltet.
Für die von nassen Kellern betroffenen Hausbesitzer im Essener Norden wird es so schnell keine Hilfe geben: Die Ruhrkohle AG jedenfalls hat eine bislang in Aussicht gestellte pauschale Beteiligung an den Sanierungskosten im Emscherbruch wieder zurückgezogen.
Allein für das Karnaper Projektgebiet werden für ein Drainage-System gegen die steigenden Grundwasser-Pegel rund 5,2 Millionen Euro kalkuliert, für die gesamte Emscherzone zwischen Duisburg und Dortmund sogar gut 840 Millionen Euro. Die RAG sollte bislang mindestens 30, maximal 51 Prozent pauschal tragen, die andere Hälfte aus den kommunalen Abwasser-Gebühren finanziert werden. Dies war der letzte Stand der Verhandlungen für die Pilotphase in revierweit vier Stadtteilen.
Bergbau muss nicht Ursache sein
Doch das ist nun alles wieder einkassiert worden. Die RAG bezweifelt sogar, dass die teils zehn Meter tiefen Senkungen durch den Steinkohlebergbau im Essener Norden ursächlich für den hohen Wasserstand seien. Vielmehr sei in Karnap der Austausch der porösen Abwasser-Kanäle seit Ende der 90er Jahre verantwortlich, da nun deren Drainage-Wirkung entfalle: „Bis 1973 wurde im Bereich Karnap Steinkohleabbau betrieben. Ob und in wie weit sich dies auf die Grundwassersituation ausgewirkt hat, ist bisher nicht belegt. Insofern muss der Bergbau nicht Ursache sein“, weist die RAG einen Zusammenhang zurück.
Karnap liege zudem in unmittelbarer Nähe zur Emscher „und somit in der ursprünglichen Aue dieses Gewässers. In Auenbereichen ist der Flurabstand naturgemäß gering, so dass schon geringe naturbedingte Grundwasserschwankungen zu Beeinträchtigungen führen können“.
Experten kommen zu anderen Ergebnissen
Dass eine Vielzahl von Experten, immerhin drei Workshops seit 2004, zu anderen Ergebnissen kommen, ficht die RAG nicht an: „Uns ist die Grundwasser-Problematik im Emscherbruch bekannt. Die übrigens auch dort festzustellen ist, wo kein Bergbau betrieben wurde.“ Sicherlich gebe es im Emscherbruch auch Bereiche, in denen eine „Vernässung durch bergbauliche Einflüsse“ erzeugt worden sei, die Spannbreite sei also relativ breit: „Insofern lässt sich auch keine generelle Pauschalbeteiligung an entsprechenden Sanierungsarbeiten für die RAG errechnen.“
Dies, zumal die RAG als Empfänger öffentlicher Gelder genau nachzuweisen habe, wofür die Mittel verwendet werden: „Wir warten nun schon seit über einem halben Jahr auf ein Gutachten der Emschergenossenschaft, das differenziert festlegt, an welcher Stelle Kommune, Wasserverbände und RAG welche Kosten zu tragen haben. Erst dann sind Konsequenzen für die RAG abzuleiten.“
Sehr irritiert
„Das ist doch einfach nicht wahr“, heißt es dazu bei der Emschergenossenschaft. „Der RAG liegen alle Untersuchungen, alle Ergebnisse, alle Gutachten vor“, betont Pressesprecher Ilias Abawai. „Wir sind sehr überrascht und sehr irritiert über die neue Haltung der RAG. Es widerspricht auch deutlich früheren Aussagen und Absprachen.“ Das einzige Papier, das noch fehle, sei ein Plausibilitäts-Gutachten des Landes, „das unsere Ergebnisse noch einmal überprüfen soll. Es ändert aber nichts daran, dass wir zu unseren Aussagen zu den Ursachen und zur Finanzierung stehen.“
Auch im NRW-Umweltministerium zeigt man sich irritiert: „Es ist leider so, dass wir noch zu keiner Klärung gekommen sind.“ Umweltminister Remmel werde weiter das Gespräch mit der RAG suchen, nein, Termine gebe es noch nicht.
Derweil verliert der Karnaper SPD-Ratsherr Guido Reil die Geduld mit der RAG: „Das ist einfach eine Unverschämtheit, wir waren in den Gesprächen schon deutlich weiter. Hier laufen den Menschen die Keller voll und die RAG betreibt Spielchen.“ Viele der Betroffenen seien an dem Punkt zu klagen: „Einige haben schon Risse in den Wänden. Das kann doch alles nicht wahr sein.“