Während in Karnaper Kellern das Grundwasser zentimeterhoch steht und betroffene Hauseigentümer den Eindruck gewinnen, die Entscheidungsträger üben sich im Schwarze-Peter-Spiel, trumpft die RAG auf – und setzt die Stadt unter Druck. Denn inzwischen hat die RAG die Stadt schriftlich aufgefordert, Ankündigungen Taten folgen zu lassen, ungeachtet der Frage, wer welchen Anteil an den Kosten für den Bau eines Entwässerungssystems trägt. Damit nicht noch mehr Zeit verloren geht, schlägt die RAG vor, die Kosten nach einem vorläufigen Schlüssel aufzuteilen und loszulegen.
Die Emschergenossenschaft beziffert die Kosten für ein Entwässerungssystem in Karnap auf sechs Millionen Euro. Im Gespräch mit der Presse hatte RAG-Direktor Peter Fischer bereits darauf verwiesen, dass diese Summe als „Sonderinteresse“ der Stadt Essen im Haushalt der Emschergenossenschaft eingestellt sei.
Baudezernentin Simone Raskob reagierte im Gespräch mit dieser Zeitung zurückhaltend auf die RAG-Offerte, ohne diese gleich in Bausch und Bogen zu verdammen. Der Vorschlag werde geprüft. Sollte die Stadt darauf eingehen, sei vertraglich sicherzustellen, dass die RAG auch zahlt. Raskob erinnerte daran, dass nicht nur Karnap vom Grundwasserproblem betroffen sei, sondern auf Sicht große Teile des gesamten Essener Nordens. Die Emschergenossenschaft gehe von Kosten zwischen 50 und 77 Millionen Euro für das Stadtgebiet aus. Es sei deshalb im Interesse der Stadt Essen, nicht nur eine Lösung für Karnap zu finden.
Augenscheinlich fürchtet die Dezernentin, die Stadt könnte in Sachen Finanzierung einen Präzedenzfall schaffen, sollte sie auf das Angebot der RAG eingehen. Letztere will nicht länger als Buh-Mann dastehen, während die Landesregierung offenbar großes Interesse daran hat, dass die RAG einen möglichst großen Anteil an den Kosten trägt.
Erst diese Woche hatte ein Sprecher des Umweltministeriums mit Verweis auf die enormen Gesamtkosten für die gesamte Emscherregion erklärt, die Gespräche mit der RAG zögen sich voraussichtlich noch das ganze Jahr über hin.
Die SPD-Ratsfraktion will sich damit nicht zufrieden geben. Sie drängt auf eine schnelle Lösung für Karnap.