Essen. 50 Messen und Ausstellungen gibt es auf Essener Stadtgebiet. Mit dabei sind Exoten wie Metpack oder Giganten wie “Schweißen und Schneiden“. Industrie-Fachmessen mit Hunderten von Ausstellern sind die wirtschaftlich erfolgreichsten Veranstaltungen. Wir geben einen Überblick.
Wer hätte gedacht, dass Essen eine Pilgerstätte ist. Aus aller Welt kommen die Menschen in die Stadt. Etliche aus touristischen Gründen: Villa Hügel, Folkwang, Baldeneysee. Viele auch um einzukaufen.
1,4 Millionen Menschen aber steuern jährlich ein paar Quadratkilometer entlang der Norbertstraße an. 50 Messen und Ausstellungen werden dort jedes Jahr veranstaltet. Und je spezieller das Thema, desto größer scheint die Internationalität zu sein. Aus 102 Ländern kamen Aussteller und Besucher 2011 zur Metpack, der weltweit zentralen Messe der Metallverpackungsbranche.
Publikumsmessen sorgen für Aufmerksamkeit
Leitmesse heißt so etwas. Es gibt deren zwölf in Essen: für Exoten wie die Metpack und für Giganten wie die „Schweißen & Schneiden“, die mit 61 Jahren die traditionsreichste ist. Industrie-Fachmessen wie sie mit Hunderten von Ausstellern sind die wirtschaftlich erfolgreichsten Veranstaltungen, das finanzielle Rückgrat.
Publikumsmessen sorgen für Resonanz und breite Aufmerksamkeit. „Das ist der Erfolg des Standorts. Die Mischung aus internationalen Weltleitmessen und hervorragenden Publikumsmessen“, sagt Messe-Chef Egon Galinnis in einer Art und Weise, die verrät, warum er das Messewesen als Mix aus Marketing und Verkauf versteht. Klappern gehört zum Handwerk.
Spezialisten aus der ganzen Welt kommen ins Ruhrgebiet
Mit den Füßen stimmen die meisten Besucher für das Thema Auto ab. Fast 350.000 Gäste wollten im Vorjahr die runderneuerte Motormesse sehen. Und fast 200.000 Gäste sind diesmal neugierig auf die Techno-Classica gewesen. Alles rund um vier Räder ist ein Renner am hiesigen Messestandort. Damit sind sie irgendwie auch die erfolgreichsten Veranstaltungen.
Und dann wieder auch nicht. Wenn Messe-Sprecherin Gabriele von Graes etwa über die Metpack spricht, dann gerät sie geradezu ins Schwärmen. „Die finde ich faszinierend.“ Alle drei Jahre pilgern Spezialisten aus der ganzen Welt ins Ruhrgebiet, um die neusten Trends von der Dose bis zum Ölfass zu sprechen. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es in der Branche ein Treffen von ähnlicher Bedeutung.
Nachwuchsprobleme bei den Besuchern
Das gilt auch für die Internationale Pflanzen-Fachmesse IPM: „Mein Baby“, nennt sie Messe-Chef Galinnis. Gedacht ursprünglich, um deutsche Produkte für das Ausland zu präsentieren, ist es längst eine weltumspannende Angelegenheit mit Ablegern überall auf dem Globus geworden. In Indien soll es demnächst eine Juniormesse geben.
Dort wie auf allen anderen Kontinenten vertreten Essener Teams längst die Interessen der Messe und akquirieren Partner für ihren Heimatstandort. 1537 waren im Januar da. „Die belegen eine Woche lang jedes Hotel in der Stadt“, verweist der Messe-Chef auf die Wertschöpfung, die die Arbeit seiner 200 Mitarbeiter und die Gastspiele von 14.000 Ausstellern jährlich auslösen.
Aber: „Wo viel Licht ist, gibt es auch Schatten“, räumt er ein. Sorgenkinder gebe es immer. Vor allem bei den Publikumsmessen. Denn die leiden wie viele andere Bereiche des gesellschaftliche Lebens und Nachwuchsproblemen bei den Besuchern. Ein Fall für die Entwicklungsabteilung.
Neue Messen entwickeln
Die Nummer neun am Messestandort Deutschland mit seinen 34 Plätzen, 22 davon überregional und international, ist Essen. „Und diese Position wollen wir halten“, so Egon Galinnis. Notwendig dazu sei nicht nur die Modernisierung, über die Ende des Monats der Rat entscheiden soll und die mit 123 Millionen Euro die höchste Investition der Stadt nach dem Krieg wäre. Modern, marktnah und international, so der Anspruch der Messe, könne sie auf Dauer auch nur sein, wenn ihr Marketing stimme.
Dazu gehöre auch die Entwicklung neuer Messen. 20 Themen würden derzeit in der Abteilung New Business Development ausgearbeitet, „bei denen einige kurz vor dem Abschluss stehen“. So werde die Reifenmesse um ein Thema und eine Halle erweitert. Ein anderes Thema ist der Gesundheitsbereich.
"Das Messegeschäft ist ein harter Wettbewerb"
Zum Marketing gehört nicht nur die Weiterentwicklung bestehender oder die Entdeckung neuer Märkte. „Es gibt auch Unzufriedenheit von Veranstaltern an Standorten“, weiß der Messe-Chef. Einst musste Essen Perlen wie Caravan, Entsorga oder Fibo ziehen lassen.
Mit den geplanten neuen Hallen hofft die Messegesellschaft selbst in den Genuss zu kommen, neuer Standort für bestehende Veranstaltungen zu werden. Keine Frage, „das Messegeschäft ist ein harter Wettbewerb“, so Sprecherin von Graes.