Essen. Für Windräder bleiben in Essen nur zwei Flächen an Hafen und Kanal, dafür gibt es Ärger um Velberter Pläne.

Die Energiewende bleibt in Essen zumindest windtechnisch doch eher ein laues Lüftchen. Nach eingehender Prüfung möglicher Standorte für Windräder zwischen Kettwig und Karnap, sieht die Stadt letztendlich nur zwei Flächen, auf denen Anlagen aufgestellt werden können: Auf dem Econova-Gelände am Stadthafen, da will bereits Harmuth bauen, und auf einem Flecken der Kohlelagerfläche am Rhein-Herne-Kanal. Das war’s dann aber schon. Alle anderen möglichen Flächen, vor allem im Essener Süden, scheiden aus – weil der nötige Abstand fehlt zu Siedlungen, Stromtrassen, Flughäfen, Schutzgebieten und anderem mehr.

Zu diesem Schluss kommt bereits die Vorstudie des Regionalverbandes Ruhr (RVR) mit dem Titel „Windenergie im Ruhrgebiet“. Und selbst wenn CDU, EBB und Grüne die Planungsverwaltung noch einmal bitten wollen zu prüfen, ob ihr da nicht doch ein paar geeignete Einzelstandorte für Windkraftanlagen durch die Lappen gegangen sind, erwartet Uwe Kutzner, planungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, kein anderes Ergebnis: „Das wird’s dann aber auch gewesen sein. Ich sehe kein Windrad im Essener Süden, daran wird sich nichts ändern. Dann können wir endlich einen Schlussstrich ziehen und die Debatte über Windräder in Essen beenden.“

Schützenswertes Landschaftsbild

Wäre da nur nicht dieser Nachbar: Was hilft’s dem Essener, dessen Herz am windradfreien Landschaftsbild der südlichen Gefilde hängt, wenn unweit der Stadtgrenze eine andere Sichtweise gilt. Die Stadt Velbert jedenfalls hat für derlei Naturromantik wenig übrig und den Essener Kollegen im Rahmen des Anhörungsverfahrens mitgeteilt, nahe der Stadtgrenze die Windradenergiewende voranzutreiben. Velbert bläst dabei kräftig die Backen auf: Vier der sechs Flächen für Windräder, die man sich im Rathaus an der Thomasstraße ausgeguckt hat, liegen im Nahbereich der Stadtgrenze zu Essen und wirken sich auf das hiesige Stadtgebiet aus.

Das ist natürlich keine böse Absicht, vielmehr verweist die Stadt Velbert auf die günstigen Windverhältnisse. Deshalb will man sich die Option sichern, an der Werdener Straße (B 224) die bestehende Anlage aufzurüsten, gegebenenfalls gegen ein größeres Windrad auszutauschen (repowering), dies ebenso östlich der Kupferdreher Straße. Westlich der B 227n (A 44) soll ein neues Windrad aufgestellt werden, dazu am „Gut Pollen“ gleich zwei oder drei Anlagen.

Stadt wies auf die Mängel der Planung hin

Die Stadt Essen hat in einer Stellungnahme dezidiert auf die Mängel der Planung hingewiesen, auf fehlende Abstände, den Artenschutz, den Lärmschutz der (Essener) Anwohner und natürlich auf die Folgen für das eigene Landschaftsbild. Selbst mögliche störende Auswirkungen auf das Wetterradar des Deutschen Wetterdienstes in Schuir bleiben nicht unerwähnt.

Zwar würden die Windräder sechs bis elf Kilometer entfernt von der 185-Meter-Antenne des DWD stehen, könnten aber bereits den wichtigen Empfang vor allem für Unwetterwarnungen empfindlich stören: „Hier ist eine Abstimmung mit dem DWD zwingend erforderlich“, schreibt Essens Planungsverwaltung den Velberter Kollegen ins Stammbuch. Auch beim Biotop- und Artenschutz sieht man „Konfliktpotenzial“ und bittet um eine Artenschutzprüfung.

Zweifel am Effekt der Stellungnahme

Ob diese Stellungnahme zu den Velberter Plänen etwas bewirken wird, daran hat man im Deutschlandhaus allerdings so seine Zweifel: „Letztendlich haben wir darauf keinen Einfluss. Wenn die Stadt Velbert die Windräder aufstellen will, wird sie das auch tun.“ Unabhängig davon, ob sie das Essener Landschaftsbild nun wirklich stören.