Essen. . Wenn am 1. Januar 2013 die Straßenbeleuchtung anspringt, wird den Essenern nicht gleich ein Licht aufgehen. Für die Stadt aber brechen neue Zeiten an. Denn mit dem Jahreswechsel setzt Essen (fast) ganz auf Ökostrom. Das hat seinen Preis.

Seit zwei Jahren kauft die Stadt Essen über ihre Holding EVV ihren Strom an der Strombörse in Leipzig ein, um sich möglichst unabhängig zu machen von Energieversorgern und Preiserhöhungen. 2010 betrug der Anteil an Ökostrom noch 25 Prozent, inzwischen ist er auf 29 Prozent gestiegen. Ab dem kommenden Jahr will die Stadt ihren Strombedarf zu 100 Prozent aus umweltfreundlichem Strom decken und dadurch einen weiteren Beitrag zum Klimaschutz liefern.

Energiekosten werden steigen

Das Rathaus, die Schulen und alle anderen Gebäude der Immobilienwirtschaft sollen damit versorgt werden, aber auch Ampeln, Straßenbeleuchtung, die städtischen Schwimmbäder und der Gruga-Park, um nur einige zu nennen. Summa summarum geht es um 95 Millionen Kilowattstunden pro Jahr, von denen nun rund 71 Millionen ebenfalls aus ökologisch wertvollen Energiequellen gewonnen werden sollen.

Die Energiekosten, so viel ist sicher, werden dadurch steigen. 15,6 Millionen Euro muss die Stadt 2012 für ihren Stromverbrauch aufbringen. Ökostrom ist teurer als zum Beispiel Atomstrom, der Preisaufschlag bewegt sich laut Immobilienwirtschaft zwischen 0,07 Cent und einem Cent pro Kilowattstunde.

Wie ökologisch ist der Strom?

Damit die Kosten nicht aus dem Ruder laufen, hat der Rat vorgebeugt: Die EVV darf maximal 132.000 Euro mehr ausgeben. Wird’s teurer, muss der Rat zustimmen. „Die Stadt handelt damit innerhalb ihrer finanziellen Möglichkeiten“, betont Ingo Penkwitt, Leiter der Immobilienwirtschaft. Die Frage ist: Wie ökologisch ist der Strom, den die Stadt dafür bekommt?

An der Strombörse werden unterschiedliche Zertifikate gehandelt, und nicht immer ist sichergestellt, dass die Einnahmen in den Ausbau regenerativer Energien fließt, was ja Sinn und Zweck des Umstiegs auf Ökostrom sein sollte. Wer „ein reines Gewissen“ will, muss draufzahlen.

Fahrstrom für Straßenbahnen bleibt konventionell

Apropos: Die Erhöhung der Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien (EEG-Umlage) belastet den Etat der Stadt ab 2013 ohnehin mit 1,9 Millionen Euro pro Jahr.

Einige städtische Tochtergesellschaften bleiben beim Stromwechsel aber außen vor: die Grundstücksverwaltung Essen (GVE) und die Evag. Letztere bezieht zwar bereits Öko-Strom für Fahrkartenautomaten und Beleuchtung. Der Fahrstrom der Straßenbahnen, rund 50 Millionen Kw pro Jahr, wird „konventionell“ produziert - es sei denn, die Stadt trage die Mehrkosten von 250.000 Euro pro Jahr, so Evag-Sprecher Nils Hoffmann.