Essen. Die private Spendensammel-Initiative, zu der die Borbecker Ärztin Nadia Tatros-Tajer im letzten Sommer aufrief, wird professioneller. Nun wurde der „Förderverein Prävention und Schulgesundheit“ gegründet. Von den Spendengeldern soll Aufsichtspersonal für die Schultoiletten bezahlt werden.
Die Vereins-Landschaft in Essen ist um einen Club reicher: Gegründet hat sich am Dienstag der „Förderverein Prävention und Schulgesundheit“. Die Vorsitzende ist Nadia Tatros-Tajer, eine niedergelassene Internistin aus Borbeck. Sie sammelt seit dem letzten Sommer Geld, mit dem Aufsichtspersonen an Schulklos bezahlt werden sollen. Denn die Medizinerin hat festgestellt: Viele Schüler meiden den Gang aufs Schulklo wegen der hygienischen Verhältnisse. Mit ernsthaften medizinischen Folgen: Chronische Verstopfung, Harnwegsinfektionen, Hämorrhoiden. Nadia Tatros-Tajer erlebt diese Fälle wiederholt in ihrer Praxis. Erst durch gezieltes Nachfragen hat sie herausgefunden: Die Beschwerden kommen, weil die Kinder und Jugendlichen während der Schulzeit so lange einhalten.
Nach den ersten Berichten über ihre Spenden-Aktion im November 2012 hat die Sache längst Kreise gezogen – mehrere Fernsehsender berichteten, und die Medizinerin stellte ihre Arbeit in der Borbecker Bezirksvertretung vor sowie im Ausschuss für Soziales und Gesundheit im Rathaus. An zwei Schulen werden mittlerweile Aufsichtspersonen auch vom Spendengeld bezahlt, das Nadia Tatros-Tajer eingesammelt hat. „Es ist bislang nur ein Modellprojekt“, sagt die Medizinerin, „aber es könnte grundsätzlich auf alle Schulen übertragen werden.“
Hygienebewusstsein der Kinder fördern
Weil die Privatinitiative jetzt ein richtiger Verein ist, können Spenden steuerlich abgesetzt werden. Folgende Ziele hat sich der Verein auf die Fahnen geschrieben: Helfer sollen nicht nur bezahlt, sondern auch vorher gründlich ausgebildet werden, um als Aufsichtspersonen beschäftigt werden zu können. Sie sollen die Kinder aber auch anleiten, die Klos richtig zu benutzen. Zudem soll das Hygienebewusstsein der Kinder gefördert werden. Das Thema sollte außerdem Einzug in den Unterricht finden – dafür will sich der Verein ebenfalls stark machen.
Diese Ziele korrespondieren mit Ideen für ein städtisches Schulklo-Konzept, dessen Grundzüge im Frühjahr den politischen Gremien vorgestellt wurden. Es werden künftig überall die Urinale auf den Jungs-Klos nicht nur gründlicher gereinigt als bislang. Auch pädagogische Maßnahmen sind von städtischen Arbeitsgruppen ersonnen worden: So könnten Schulen zum Ende des Kalenderjahres an der Teilnahme an einem überregionalen Schulklo-Wettbewerb ermuntert werden. Auch Projekttage und Unterrichts-Einheiten, die das Thema Schulklo-Hygiene beleuchten, wurden durchdacht und notiert.