Ruhrgebiet. . Fehlende Klo-Brillen, dreckige Handwaschbecken – die Liste der Mängel auf Schul-Toiletten ist groß. Eine Essener Ärztin behandelt Kinder, die bereits unter Infektionen leiden. Doch viele Schulen haben auch schon gegengesteuert.
„Stille Örtchen“ an Schulen machen oft wenig Freude. Toilettenpapier, das gebündelt und gezielt als „Rohrkrepierer“ im Topf versenkt wurde – abdrücken unmöglich. Fehlende Klobrillen, dreckige Handwasch-Becken, keine Seife und eine Raumluft, die einen die Nase rümpfen lässt. Ein tägliches Igitt-Erlebnis für viele Schüler im Revier. Eine Essener Ärztin hat jetzt eine Spendenaktion ins Leben gerufen, damit Jungen und Mädchen – aus Ekel – ihren Toilettengang nicht erst zu Hause erledigen. Bei einer Gesamtschule in Herne haben die Lehrer die „Schlüssel-Hoheit“ über das Schüler-WC – damit alles schön sauber bleibt.
Nadia Tatros-Tajer, Internistin in Essen, kennt die, die es vermeiden, aufs schmutzige Schulklo zu gehen. Sie behandelte eine 16-Jährige mit chronischer Verstopfung und Hämorrhoiden. Auch ein elfjähriges Kind, das zweimal jährlich wegen einer Harnwegsinfektion zu ihr kam. Und immer wieder Schüler, die über chronische Bauchschmerzen klagten. Wenn sie Kinder frage, wann sie zuletzt in der Schule auf der Toilette gewesen seien, sagten viele: „Ich kann mich nicht erinnern“, erzählt die 67-Jährige. Mit einer von ihr initiierten Spendenaktion hofft die Ärztin, so viel Geld zusammen zu bekommen, dass ein oder zwei Frauen auf 400-Euro-Basis bezahlt werden können, die dann an Schulen im Essener Stadtteil Borbeck die Toiletten-Aufsicht übernehmen.
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Auch Dortmunds Stadtverwaltung muss sich Gedanken über städtische Schulklos machen. Am 7. November beschäftigte sich damit der Schulausschuss. In der Sitzung am 12. Dezember soll die Verwaltung eine Stellungnahme abgeben. Es geht um einen „Sachstandsbericht“, aber auch um die Frage, wie oft geputzt wird und ob es einen Sanierungsplan gibt.
173 Schulen gibt es in Dortmund. Monika Landgraf, die als Stadtelternvorsitzende im Schulausschuss sitzt, kennt nicht eine, die mit dem „Örtchen“ keine Probleme hätte. Oft stellten Fördervereine Aufsichtspersonal ein. „Im Grunde zahlen dann also die Eltern für die Benutzung der Toiletten.“ Die 59-Jährige hat auch schon Schulklos in Augenschein genommen, die „man eigentlich mittags hätte schließen müssen. So verdreckt waren die“. Landgraf fordert für Ganztagsschulen eine zweite tägliche Reinigung und sieht hier die Stadt in der Pflicht. Sie kritisiert allerdings auch, dass „viele Eltern keine Lust mehr auf Erziehung haben“.
An der Mont-Cenis-Gesamtschule in Herne hat man einen ganz eigenen Weg beschritten, als man vor ein paar Jahren eine moderne, nicht ganz preiswerte Toilettenanlage bekam. Diese wird abgeschlossen und nur in den Pausen von Lehrern wieder aufgeschlossen. Für dringende Bedürfnisse zwischendurch könnten sich Schüler selbstverständlich wegen des Schlüssels an eine Lehrkraft oder den Hausmeister wenden, betont Schulleiter Udo Müller. Würde man die Klos einfach immer aufstehen lassen, „könnte es gut sein, dass es da ganz schnell ganz anders aussieht“.
Eine Servicepauschale finanziert den Toilettenmann
Am Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung in der Augustastraße in Gelsenkirchen lässt man seit Mitte September eine der beiden Toilettenanlagen von einem Toilettenmann bewirtschaften. Finanziert wird die 400-Euro-Kraft über eine erhöhte sogenannte „Servicepauschale“, die der Klassenlehrer einsammelt und dem Förderverein der Schule übergibt. Macht 10 Euro jährlich für Berufsschüler und 15 Euro für Vollzeitschüler. „Hiervon wird dann unter anderem die Toilettenaufsicht bezahlt. Aber auch etwa Fotokopien sind in der Servicepauschale enthalten, die die Schüler in der Schule unbegrenzt machen können“, erklärt Schulleiterin Petra Weidauer-Heß. Vor allem die Mädchen freuten sich über die sauberen „Örtchen“. „Da riecht es jetzt auch schön nach Magnolie.“