Essen. . Die Stadt untersuchte die über 400 Anlagen und sieht Handlungsbedarf. So soll die „AG Reinigungsstandards“ soll die Abläufe bei den Putzkolonnen überprüfen und nach Optimierungen suchen.
Den Ärger aussitzen? Dabei will es die Stadt bei den 3.150 WC-Töpfen und 1.450 Urinalen auf den 401 Schultoiletten zwischen Kettwig und Karnap nicht belassen: Als Reaktion auf die zum Teil massiven Proteste an einigen Schulen Anfang des Jahres hat die Immobilienverwaltung in einer Fleißarbeit einen intensiven Blick auf die Keramiken geworfen, um im Schulausschuss am 13. Juni der Politik ein wirklich umfassendes „00“-Werk vorzulegen. Das Fazit lautet: So schlecht steht’s eigentlich gar nicht um das stille Örtchen an den Schulen – von einigen bösen Ausreißern einmal abgesehen: Klopapierrollen werden in Toiletten gestopft, um Überschwemmungen auszulösen, Wände werden beschmiert, in die Ecken uriniert und derlei mehr. Trotz des eher positiven Bildes will die Stadt nacharbeiten. In drei Arbeitsgemeinschaften wird es konkret um Nutzerverhalten und Reinigungsstandards gehen:
Die „Hygiene-AG“ soll Handlungsempfehlungen für die Schulen anbieten, Beispiele aufgreifen, Aspekte der Elternarbeit und „Fragen der Schul(toiletten)-Kultur“ behandeln.
Mancherorts kommen Lehrer, Schüler und Eltern einfach nicht auf einen Nenner, um eine wirksame Toilettenaufsicht zu organisieren. Hier soll die „AG Toilettenaufsicht“ Möglichkeiten für Schulen aufzeigen, auf welcher Basis beispielsweise 400-Euro-Jobber oder Ehrenamtliche eingesetzt werden können.
Auch die Stadt will ihr Verhalten durchleuchten: Die „AG Reinigungsstandards“ soll die Abläufe bei den Putzkolonnen überprüfen und nach Optimierungen suchen. Allerdings würden allein doppelte Reinigungsintervalle die Stadt gut 680.000 Euro jährlich kosten. Und das, dies zeige der Vergleich mit vielen anderen Städten, sei nicht wirklich nötig.
Das liebe Geld: Auch bei den baulichen Standards sieht sich die Stadt am Limit. 16 bis 17 Millionen hat Essen in den vergangenen zehn Jahren in die Schultoiletten investiert, dabei insgesamt 116 Anlagen saniert, rund 28 Prozent des Bestandes. Bei 48 Anlagen sieht die Stadt baulichen Sanierungsbedarf, funktionstüchtig seien aber alle 410 Pausen-WC.
Ein Klo muss 35 Jahre halten
Für deren laufenden Unterhalt gibt die Immobilienverwaltung nahezu eine halbe Million Euro aus: Reparaturen und Ersatz, sei es wegen Verschleiß oder mutwilliger Zerstörung. Umgerechnet muss ein Essener Schulklo rund 35 Jahre halten. Manche Toilette sei schon älter, und immer noch in einem Top-Zustand, neue Anlagen dagegen wiesen schon nach kurzer Zeit „Verschmutzungen jeder Art“ auf. Was einmal mehr zeigt: Ohne pädagogische Begleitung, ohne vernünftige Reinigung und ohne einen akzeptablen baulichen Zustand läuft’s nicht sauber auf den Toiletten.
Die Start hat parallel zur Bestandsaufnahme die Schulen befragt, wie sie es mit „00“ halten: Regelungen zu Nutzungszeiten (meist jederzeit), Aufsicht (Lehrer, Erzieher, Schüler), zur Ausgabe von Toilettenpapier (Sekretärin, Klassenlehrer) und zu Fragen der Finanzierung einer Toilettenaufsicht: Dabei stellte die Stadt fest, dass die von der Bezirksregierung geforderte unentgeltliche Nutzung an allen öffentlichen Schulen gewährleistet sei. Allerdings beteiligen sich die Eltern an der Finanzierung an einigen Schulen:
An der Gesamtschule Süd wird die Toilettenfrau über Schüler_/Elternbeiträge finanziert.
Am Grashof-Gymnasium wird eine Pauschale von 15 Euro im Schuljahr erhoben.
Am Helmholtz-Gymnasium hat der Förderverein eine Toilettenfrau eingestellt, Eltern zahlen auf freiwilliger Basis zehn Euro pro Schuljahr.
Am Gymnasium Werden ist es ebenfalls der Förderverein, der auf 400-Euro-Basis eine Toilettenfrau eingestellt hat. Eltern zahlen auf der Basis eines Schulkonferenzbeschlusses im Jahr zehn Euro.
Am Maria-Wächtler-Gymnasium finanzieren Eltern die Nutzung mit sechs Euro pro Halbjahr.
Die Frida-Levy-Gesamtschule dagegen hat die Gebührenerhebung beendet.