Essen. . An der Frida-Levy-Gesamtschule scheiterte ein Finanzprojekt der Pflegschaft an mangelndem Eltern-Interesse: Seit drei Jahren werden die Klos, die zentral auf dem Schulhof liegen, von einer Frau beaufsichtigt. Das ist wohl bald vorbei. Dabei kostet die Aufsicht nur 1,67 Euro pro Schüler.
Dieser Sachverhalt könnte sich so oder ähnlich an vielen Schulen im Stadtgebiet abspielen. Er ist ein aktuelles Beispiel dafür, was passiert, wenn allgemeines Desinteresse und ein paar unglückliche Zufälle zusammenkommen – und so den Schul-Alltag von Kindern und Jugendlichen schwerer machen als nötig. Von den Kosten, die der Allgemeinheit entstehen, mal ganz abgesehen.
An der Frida-Levy-Gesamtschule (Stadtmitte) werden die Klos, die zentral auf dem Schulhof liegen, seit knapp drei Jahren von einer Frau beaufsichtigt. Sie putzt nicht, sondern sieht nur nach dem Rechten. Im Jungs-Klo hat sie sogar Poster von Rennwagen an die Wände gehängt. Man könnte das belächeln. Man sollte aber lieber Respekt haben vor jemandem, der einer solchen Aufgabe mit Liebe und Verantwortung nachgeht.
Maßnahme zur "Wiedereingliederung"
Ergebnis: Kaum ein Schüler benimmt sich daneben. Die sanitären Anlagen sind in Ordnung. Was für jede Schule eine Menge bedeutet, denn Klos sind – auch an Schulen in bürgerlichen Stadtteilen – neuralgische Punkte in Sachen Vandalismus und Verschmutzung.
Die Levy-Gesamtschule liegt mitten in der Innenstadt, das Gelände ist frei zugänglich, die Schulklos sind hier trotzdem sichere Orte, weil jemand aufpasst. Die Frau bekommt ihre Arbeit großteils vom Job Center bezahlt, als Maßnahme zur „Wiedereingliederung“. Jetzt läuft die Maßnahme aus.
Also schrieb die Schulpflegschaft allen Eltern der 850 Schüler, die ins Gebäude an der Varnhorststraße gehen, einen Brief, legte ihn zum Zeugnis dazu, das vor Wochen ausgegeben wurde — mit einem Appell an die kollektive Verantwortung: Wenn alle Eltern nur 1,67 Euro pro Schüler monatlich spendeten, so die Rechnung, könnte damit die dauerhafte Weiterbeschäftigung der Klo-Frau finanziert werden.
"Es funktioniert nur, wenn alle mitmachen"
Das Ergebnis? „Ich bin maßlos enttäuscht“, sagt Meike Schütte, die Schulpflegschafts-Vorsitzende. Keine 200 positiven Rückmeldungen seien gekommen. Der große Rest: Schweigt, hat nichts mitgekriegt oder protestiert offen gegen immer weitere Nebenkosten, die der Schulalltag den Eltern bringt: „Ich zahl’ doch nicht schon wieder für andere mit“, heißt es häufig. Meike Schütter bilanziert nicht ohne Bitterkeit: „Damit ist das Projekt tot. Es funktioniert nur, wenn alle mitmachen.“
Zu allem Überfluss kriegte ein Ratsherr der „Linken“ von der Aktion Wind, verstand aber offensichtlich nur die Hälfte, stellte aber trotzdem einen Antrag im Schulausschuss: Es sei ja wohl nicht rechtens, polterte er, dass Schulen Toilettengebühren verlangten. Er bat die Verwaltung um „Prüfung“, außerdem sollten alle Schulleitungen in der Stadt „auf die Unrechtmäßigkeit dieser Praxis hingewiesen“ werden.
"Darunter leiden müssen die Kinder."
Es ist davon auszugehen, dass sich entsprechend falsche Tatsachen schnell an der Schule herumsprachen und am Ende zum miesen Votum beigetragen haben dürften. Schulleiter Berthold Kuhl bedauert die klägliche Resonanz: „Wir müssen den Bestand der sanitären Anlagen, den wir haben, sorgsam pflegen. Neue Anlagen sind nicht zu erwarten.“ Entsprechend kontraproduktiv sei es, wenn man die Klo-Frau nun nicht weiterbeschäftigen könne.
Die Frida-Levy-Gesamtschule zählt zu den Gesamtschulen mit den höchsten Anmeldezahlen in jedem Jahr. Die Schüler kommen aus allen Stadtteilen, keineswegs nur aus dem Norden. „Mit purem Geldmangel“, vermutet Meike Schütte, „ist das Verhalten der Eltern nicht zu erklären.“ Nach 15 Jahren Eltern-Arbeit an mehreren Schulen stellt sie ernüchtert fest: „Es gibt immer mehr Unzulänglichkeiten. Darunter leiden müssen die Kinder.“