Essen. . Die neue Strenge der Stadt Essen beim Thema Schulschwänzen zahlt sich aus: Die Stadt hat so viele Bußgeldverfahren wie noch nie eingeleitet. Die Beratungsstelle für Schulverweigerer von Schul- und Jugendamt sowie der LVR-Klinik zieht ein positives Fazit.
Die neue Strenge, die die Stadt seit dem Jahr 2010 gegen notorische Schulschwänzer anwendet, zahlt sich aus: Die Zahl der Bußgeld-Verfahren ist auf einem neuen Höchststand. 802 Bescheide verschickte die Schulverwaltung im Jahr 2011 – und nahm dadurch rund 230 000 Euro ein. Macht 287 Euro pro Bescheid. Im Jahr 2009 lag die Zahl der verschickten Bescheide noch bei 213. Ein Jahr später intensivierte die Verwaltung den Kampf gegen Schulschwänzer, stockte ihr Personal auf, verfolgt seitdem Vergehen konsequenter.
Pro Fehltag werden 50 Euro berechnet, Schüler ab 14 Jahren zahlen davon 25 Euro pro Tag selbst. Das Bußgeld gilt als letztes Mittel – die Schulen melden Schwänzer der Stadt. Wer drei Tage und länger fehlt, bekommt Post von der Verwaltung. Dann werden die Eltern zum Gespräch gebeten, es folgt im Zweifel die ordnungsbehördliche „Schulzuführung“ durch das Ordnungsamt. Das bedeutet: Das Ordnungsamt bringt das Kind in die Schule, einmal, bei besonders schwierigen Fällen gleich fünfmal hintereinander. Auch die Zahl der Anträge auf jene „Schulzuführung“ ist gestiegen – von 185 im Jahr 2010 auf 207 im Jahr 2011.
„Jeder Bußgeldbescheid geht mit einer Anhörung der Eltern einher“
„Das Problem Schulschwänzen zieht sich durch alle gesellschaftlichen Schichten und Schulformen“, betont Projektleiter Volker Reissner. Mitarbeiterin Petra Vasen, die am Telefon die Gespräche entgegennimmt, erzählt: „Viele Eltern sind erst mal froh, dass sie direkt einen kurzfristigen Termin bei uns bekommen.“ Die Wartelisten bei niedergelassenen Experten sind lang.
Warum schwänzt jemand die Schule? „In den seltensten Fällen hat das mit Faulheit zu tun“, resümmiert Johannes Hebebrand, Direktor der LVR-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. „Eher mit Angst vor Prüfungen oder Mobbing“, berichtet Petra Vasen. „Hinter einem ,Kein Bock’ steckt immer etwas anderes. Es geht oft um familiäre Probleme. Viele suchen sich Ersatzfamilien, mit denen sie dann ‘rumhängen. ,Limbeckern’ wird das genannt.“ Eine Anspielung auf das Einkaufszentrum Limbecker Platz.
Weitere Gründe fürs Schulschwänzen: „Fehlende elterliche Kontrolle und Autorität, vor allem bei pubertierenden Jugendlichen“, haben die Experten ausgemacht. Oder umgekehrt: Überbeschützende Mütter und Väter – die Folge: der jugendliche Schüler fühlt sich überfordert, wenn er alleine Busfahren oder sich in der großen Pause behaupten muss.
Die Hotline ist zu erreichen montags von 10 bis 12 und mittwochs von 12 bis 14 Uhr: 0176 - 58669843
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