Essen. . Die Stadt Essen hat mehr als 3,2 Milliarden Euro Schulden. Dennoch findet sich in den Tiefen der Stadtverwaltung Mitarbeiter, deren Ziel es ist, mit Hilfe der Finanzmärkte städtisches Geld zu mehren. Sie haben gut 110 Millionen Euro zur Verfügung, die es zu mehren gilt.
In der 16. Etage des Rathauses zu arbeiten, ist in Zeiten wie diesen nicht unbedingt vergnügungssteuerpflichtig: Hier residiert die Finanzabteilung einer Stadt, die unter einer Schuldenlast von mehr als 3,2 Milliarden Euro ächzt und die derzeit nicht hoch genug preisen kann, dass die Zinsen so niedrig liegen.
Niemand würde hier Leute erwarten, die sich mit Vermögensanlage befassen, doch die gibt’s. Es ist, wenn man’s genau nimmt, sogar ein und dieselbe Abteilung, die auch fürs Schuldenmanagement verantwortlich zeichnet, und sie ist über die Maßen erfolgreich. Das hat ihr jetzt das Fachmagazin „Elite Report“ bescheinigt zusammen mit dem Handelsblatt und Abteilungsleiter Clemens Stoffers für die Ehre, zur „Elite der kommunalen Vermögensverwalter“ zu gehören, eine kleine goldene Pyramiden-Anstecknadel angeheftet.
Aber welches Vermögen?
Es geht dabei um die Mehrung jener 110 Millionen Euro, die nicht zur Schuldentilgung eingesetzt werden dürfen oder sollen: 80 Millionen Euro Stiftungskapital, das von der Stadt nur treuhänderisch verwaltet wird, 20 Millionen Euro Rücklage aus dem Leasing-Geschäft, bei dem die Stadt unter anderem die U-Bahn-Nordstrecke an einen US-Trust hin- und zurückvermietet hat. Und weitere zehn Millionen, die einst als Rücklage für die Beamtenpensionen abgezweigt wurden.
Gold kaufen? Ist kein Thema
Dieses Geld gilt es zu mehren, ohne allzu große Risiken einzugehen. Stoffers und seinem Team gelingt dies mit Schuldscheinen und Anleihen, Fest- und Termingeldern, die man so gewinnbringend angelegt hat, dass immerhin ein Durchschnittsertrag von etwa 4,15 Prozent herausspringt, wobei pro Jahr rund ein Zehntel der Summe, also etwa elf Millionen Euro zur Neuanlage ansteht.
Gold kaufen? Ist kein Thema, genauso wenig wie Kunst oder Waldbesitz. Und in griechische Staatsanleihen haben sie im Rathaus auch noch nie investiert, dafür aber rücken breit aufgestellte Aktien-Fonds in den Fokus, seit das Innenministerium im Dezember 2012 die Vermögensanlage in einem Runderlass neu geregelt hat.
Stiftungskapital im Blick
Rund 80 Millionen Euro Kapital aus 36 von der Stadt betreuten Stiftungen wollen vermehrt sein. Die größten: Alfred-Krupp-und-Friedrich-Alfred-Krupp-Stiftung (16,6 Mio. €), Hospital zum Heiligen Geist (12,8 Mio.), Spindelmann-Stiftung (7,4 Mio.).
Unterm Strich geht es darum, Sicherheit vor Ertrag zu stellen: „Es geht um Vertrauen, auch zu Banken: Wir laufen nicht jedem Cent nach“, sagt Stoffers, „wir wollen einen konstanten Fluss an Erträgen“, und das gelingt. Externe Vermögensverwalter zu engagieren, wurde mal erwogen, ausverhandelt und am Ende doch wieder verworfen. Denn keiner von ihnen mochte der Stadt garantieren, unterm Strich im Zielkorridor von drei bis fünf Prozent Rendite zu liegen.
Also machen sie’s selbst, zu viert: „Wir haben eine langfristige Strategie, wir haben eine gute Infrastruktur, kurze Entscheidungswege, und ein Team, das mit Herz und Kopf dabei ist“. Und mit dem Taschenrechner: Die Anleihe von Thyssen-Krupp haben sie im Blick. Schlechtes Rating der Amis, lacht Stoffers, „aber wir vor Ort wissen es besser“.