Essen. . Die Alt-Katholiken an der Bernestraße wollen vor Gericht ziehen - wegen zweier Parkplätze, die die Stadt erst zusagte und dann entwidmete. Die Konsequenz: Kirche bleibt jetzt zu

„Vielen Dank für den Einlass und die engagierten Erläuterungen“, steht im Gästebuch der Friedenskirche. Die Gäste sind Wanderer, Soldaten oder Gruppen aus Essen, Spanien und Israel, die der kleine Kirchenraum mit dem vergoldeten Chorraum und bunten Fenstern tief beeindruckt hat. Dorthin gelangt nun keiner mehr. Weil der Streit um Parkplätze zwischen der Alt-Katholischen Gemeinde und der Stadt eskaliert ist, bleibt die Kirche an der Bernestraße für Besucher geschlossen.

„Unsere Helfer werden seit kurzem abgeschleppt“, sagt Dekan Ingo Reimer, der von Gewalt gegen die Ehrenamtlichen spricht. Ein Gemeindeleben sei nicht mehr möglich. Gäste-Anfragen lehne er daher ab: „Die Friedenskirche ist aus Protest gegen den Würgegriff der Stadt Essen ab sofort für Besichtigungen geschlossen“, steht auf dem Plakat an der Fassade. „Die Stadt hat die Kirche entgegen aller Zusagen von jeglicher Zufahrt und Andienung abgeschnitten.“

Für Pflasterung 3000 Euro gezahlt

Bis 2005 gab es zwei Parkplätze an der Steeler Straße, „die ich erstritten habe und für deren Pflasterung wir 3000 Euro zahlten“, sagt der Dekan. Dann wurde 2010 der Edmund-Körner-Platz vor der Alten Synagoge gestaltet. Zuvor trafen sich Stadt, Architekten und Gemeindevertreter. Den Alt-Katholiken wurden laut Protokoll zwei Parkplätze samt Schlüssel für die Absperr-Poller und eine Beschilderung mit Sondergenehmigung zugesichert.

Den Schlüssel hat Reimer abgeholt und Schilder selbst gemacht. Doch dann habe ihm die Stadt mitgeteilt, dass der Platz entwidmet wurde. Seitdem höre man ständig neue Argumente, warum dort Parken verboten sei: Fußgängerzone, Feuerwehrzufahrt, Sicherheitsbereich der Synagoge. „Neben uns parken Autos vor dem Kolpinghaus, die schleppt niemand ab.“

"Die Stadt hat uns total abgesperrt"

Ihm bot die Stadt etwa eine Genehmigung für ein Fahrzeug und bis zu drei Stunden Parkdauer an, sagt Reimer, der den Stellplatz weder für sich, noch für ein bestimmtes Gemeindemitglied will. „Was sollen wir tun, wenn der Flügel zum Kulturpfadfest geliefert wird oder Getränke?“ Zumal inzwischen von Seiten der Bernestraße Poller stehen: „Vor unserem Lieferantenzugang, so dass wir kaum unsere Mülltonnen herausstellen können. Ich war noch nie so wütend“, sagt der zweifache Vater.

Der Rechtsanwalt der Gemeinde sieht die Mitglieder an der Ausübung ihrer Religionsfreiheit gehindert. Das Amt für Straßen und Verkehr antwortete: „...an weiteren Gesprächsterminen besteht hier kein weitergehendes Interesse.“ Auf WAZ-Nachfrage gab es von der Stadt wegen des laufenden Verfahrens keine Auskunft. Die Gemeinde will klagen. „Das ist Schikane“, sagt Ingo Reimer: „Die Stadt hat uns total abgesperrt.“