Essen. . Die Verkehrswacht schlägt Alarm: Die Personalnot der Stadt gefährdet die Spannband-Aktion zum Schulbeginn. Dabei wäre eher mehr Vorbeugung angesagt.

Es gibt Auswirkungen der städtischen Personalnot, die nicht so hoch gehängt werden. Doch wenn es um weniger Sicherheit für Essens Schulanfänger geht, muss Karl-Heinz Webels als Vorsitzender Essener Verkehrswacht einfach in die Luft gehen: Zum ersten Mal seit mehreren Jahrzehnten ist der Einsatz der Spann-Transparente, die den Verkehrsteilnehmern auf den Straßen zwischen Karnap und Kettwig in mehr als vier Metern Höhe den Schulbeginn grellgelb signalisieren, akut in Gefahr.

72 bunte Bänder

Der simple Grund: Die Mitarbeiter des Amts für Straßen und Verkehr, die die zuletzt 72 bunten Bänder in wochenlanger Hub-Arbeit im Stadtgebiet auf- und wieder abgehängt haben, stehen nicht mehr zur Verfügung. Sie fielen dem allgemeinen Stellen-Tod in der Stadtverwaltung zum Opfer. Und Einsatz-Ersatz gibt es allenfalls in Gestalt von ersten Angeboten freiwilliger Familienväter. Doch gelöst ist das Problem damit noch lange nicht. Denn so einfach ist das nicht bei der Behörde Stadt.

„Ich bin wirklich in Sorge “, sagt Webels, der von der schützenden Wirkung seiner alljährlichen Verkehrswacht-Aktion überzeugt ist und sich in Zeiten „zunehmender Rücksichtslosigkeit und Gleichgültigkeit“ auf den Straßen der Stadt eher mehr als nun vielleicht weniger Vorbeugung wünscht: „Es müsste in der Tat mehr präventiv geschehen.“

Jeder 14. Verkehrsteilnehmer war schneller unterwegs

Dass sich viel zu viele Autofahrer ohne fremde Hilfe einfach nicht bremsen können auf den Straßen, zeigt unter anderem ein Blick in die Bilanz der mobilen Geschwindigkeitsüberwachung der Stadt im vergangenen Jahr: Nahezu jeder 14. Verkehrsteilnehmer war schneller unterwegs als erlaubt. Von rund 1,9 Millionen Fahrzeugen wurden knapp 124.000 geblitzt. Im Umfeld von Schulen, vor denen in der Regel 30 Stundenkilometer erlaubt sind, wurden 9844 Tempo-Sünder erwischt, geht aus einer aktuellen Übersicht des Ordnungsamtes zur Schulwegsicherung hervor, mit der sich die Politik nach den Osterferien beschäftigt.

Webels Problem findet in dem Papier keine Erwähnung. Da bleibt nur zu hoffen, dass sich der Oberbürgermeister der Sorgen des Verkehrswacht-Vorsitzenden annimmt. Da Reinhard Paß Schirmherr der alljährlichen Spannband-Aktion ist, muss doch noch was möglich sein in der „Großstadt für Kinder“, in der im vergangenen Jahr 26 unter 14-Jährige auf dem Schulweg verunglückten.

Deutlich weniger Unfälle mit Kindern

Die vielfältigen Aktionen von Polizei, Stadt und Verkehrswacht für mehr Sicherheit auf den Straßen blieben nicht ohne Wirkung: Zwar verunglückten im vergangenen Jahr immer noch 194 Kinder im Verkehr. Doch waren das 18,1 Prozent weniger als 2011. Landesweit gab’s 9,8 Prozent weniger Unfälle.