Essen. . Die Essener Verkehrswacht hat Kinder, die Opfer eines Verkehrsunfalls wurden, zu einem Überraschungstag auf dem Weihnachtsmarkt eingeladen. Zu ihnen gehört Clara, die von einem Porsche Cayenne angefahren wurde. Die Fahrerin flüchtete und hat sich bis heute nicht gemeldet.
Bei Clara war’s ein Porsche Cayenne: „Ich stand mit meinem Fahrrad in der Einfahrt“, erinnert sich die Zehnjährige. „Plötzlich kam das Auto und hat mich runtergeworfen.“ Der Schreck saß tief, die Verletzungen zum Glück nicht, und so kann die Zehnjährige heute wieder herzhaft lachen. Die Verkehrswacht hatte sie andere Kinder, die Opfer eines Verkehrsunfalls wurden, zu einem Überraschungstag auf dem Weihnachtsmarkt eingeladen. Kooperationspartner der Aktion: „Essen Marketing“ und der Schaustellerverband. Es gab Kakao und Karussellfahrten.
Die Porschefahrerin hatte das Kind damals schlichtweg übersehen. Doch statt sich um die Kleine zu kümmern, kurbelte sie die Scheibe herunter, schimpfte und gab wieder Gas. Zwar kam Clara bei dem Unfall mit einigen Prellungen davon, aber die Wut über die rücksichtlose Autofahrerin sitzt noch immer tief. „Leider konnte die Frau nicht ermittelt werden“, bedauert Claras Mutter Johanna Otto. „Eine Sauerei ist das, einfach abzu-hauen“, bekräftigt sie und winkt hinüber zu ihrer Tochter. Clara strahlt vom Karussell zurück.
„Das tat ganz schön weh“
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Auch Marvin-Pascal hat vor knapp zwei Monaten schmerzhafte Bekanntschaft mit einem Pkw gemacht. „Ich war mit meinem Roller unterwegs“, erzählt er. „An einer Einfahrt ist mir dann ein Auto über den Fuß gefahren.“ Wie zum Beweis streckt er seinen Schuh nach vorne: „Das tat ganz schön weh.“ Der Neun-jährige hatte sich eine schwe-re Prellung zugezogen. Fußball war erst mal passé. „Aber jetzt ist zum Glück wieder alles in Ordnung, und der Fuß hat wieder eine normale Farbe“, sagt er und lächelt.
Nicht immer gehen Zusam-menstöße so glimpflich aus, sagt Karl-Heinz Webels, der Vorsitzende der Essener Verkehrswacht. „Gerade in der dunklen Jahreszeit kommt es immer wieder zu schlimmen Unfällen.“. Die Hektik der Vorweihnachtszeit tue ihr Übriges dazu. Daher appelliert Webels an die Autofahrer: „Fahren Sie vorsichtig und helfen Sie, unsere Kinder zu schützen!“
„Das war ein Riesenschock, ich war total aufgelöst“
Sogar an Dinge, die eigentlich selbstverständlich sind, das Blinkersetzen oder Lichteinschalten, müssten derzeit viele Fahrer erinnert werden. „Aber auch Eltern und Großeltern können dazu beitragen, die Sicherheit der Kinder zu verbessern“, mahnt Webels. Beispielsweise mit Sicher-heitswesten oder fluoreszie-renden Aufnähern.
Unaufmerksamkeit war auch im Spiel, als die damals siebenjährige Miriam Tabea mit ihrem Fahrrad unter einem Auto landete. „Wir sind hintereinander auf dem Radweg gefahren“, berichtet ihre Mutter Nadine Müller-Hartmann. „Eine Smart-Fahrerin wollte auf den Parkplatz eines Discounters einbiegen und hat mir dabei hinterhergeschaut.“ Das dahinter radelnde Mäd-chen hat sie übersehen. „Ich bin runtergefallen, und mein Fahrrad lag unter dem Auto“, erzählt die inzwischen Achtjährige.
Ihre Mutter streichelt ihr über den Kopf: „Das war ein Riesenschock, ich war total aufgelöst.“ Auch Miriam Tabea musste das Ereignis erst mal verarbeiten, sagt die Mutter: „Wir waren immer viel mit dem Fahrrad unterwegs, aber nach dem Unfall hatte sie Angst und traute sich nicht mehr.“ Nach einigen Probefahrten ist die Blockade inzwischen überwunden. „Jetzt gucke ich immer zwei Mal, ob ein Auto kommt“, sagt Miriam Tabea. Acht Menschen sind im letzten Jahr in Essen bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen, doppelt so viele wie im Vorjahr. Das jüngste dieser Opfer war gerade mal fünf Jahre alt. Es sei jede Anstrengung nötig, um Autofahrer zu sensibilisieren, sagt Oberbürgermeister Reinhard Paß.