Der Vorsitzende der Essener Verkehrswacht schlägt Alarm und sendet einen Hilferuf. „Ohne externe Unterstützung sind die bisherigen Standards zum Schutz unserer Kinder nicht mehr zu halten“, sagt Karl-Heinz Webels. Betroffen sind die jährlichen Aktionen zur Schulwegsicherung, die Arbeit der vier Jugendverkehrsschulen und die jährlichen Sehtestreihen in den Grund- und weiterführenden Schulen.
An der Sommerburgstraße hat die Verkehrswacht gestern das letzte von 72 Spannbändern mit dem Aufruf „Brems Dich“ abgehängt, das Autofahrer zu Schuljahresbeginn zur Vorsicht an Schulwegen mahnen soll. Zum letzten Mal gab es dafür Amtshilfe vom Amt für Straßen und Verkehr. Nächstes Jahr wird das wegen der Sparzwänge „nicht mehr funktionieren“, sagt Webels. Und der Mann muss es wissen: Er ist im Ehrenamt Verkehrswacht-Chef, im Hauptberuf Verwaltungsleiter im Verkehrsamt.
Die Schulwegsicherung ist nicht der einzige Beitrag zur Verkehrserziehung, der auf der Kippe steht. Gefährdet ist auch die Arbeit in den vier Jugendverkehrsschulen, noch besser bekannt als Verkehrsübungsplätze. Hier ist es der Stadt nicht gelungen, den Ausfall der Zivildienstleistenden zu kompensieren, die dort die Wege frei gehalten und auch mal Aufsicht übernommen haben, um die dort ehrenamtlich arbeitenden Polizisten zu entlasten. Ersatz sollte aus dem Bundesfreiwilligendienst („Bufdi“) kommen. Doch die Stadt hat auf diesem Wege nur einen einzigen Helfer rekrutieren können. Webels setzt Hoffnung auf Gespräche mit der Gesellschaft für soziale Dienstleistungen (GSE), die mit dieser Aufgabe Menschen mit Behinderungen qualifizieren könnte.
Sorgen machen muss sich der Verkehrswacht-Chef auch um die Sehtests in den Schulen. Hier entdecken Verkehrswacht und Apotheker, die sich ehrenamtlich engagieren, jedes Jahr mehr als 1000 Sehstörungen bei Schülern, die sonst womöglich unbemerkt geblieben oder verschwiegen worden wären, weil Schamgefühl und Eitelkeit Schüler zum Schweigen verleiten. Weil immer weniger Apotheker mitmachen, stieß die Verkehrswacht aber dieses Jahr an ihre Kapazitätsgrenzen.
Bei Freiwilligen Feuerwehren, Bezirksvertretern und Vereinen will die Verkehrswacht nun um Unterstützung werben, um die „Einschläge am Wegesrand“ (Webels) zu kompensieren.