Essen. . Männer mit “falscher“ Hautfarbe oder einer Behinderung scheitern auffallend oft in Essener Discos an den Türstehern. So hat es nicht nur Sahil Arora, ein Essener mit indischen Wurzeln, unzählige Male vor der “Musikpalette“ erlebt. Die Verantwortlichen wehren sich gegen die Vorwürfe: “Alles Lügen“, sagen sie.
„Schau in den Spiegel, dann weißt Du, warum wir Dich hier nicht reinlassen“, bekam Sahil Arora nach eigenen Angaben zu hören, als er zum x-ten Mal versuchte, in die „Musikpalette“ (Mupa) zu kommen. In der Szene heißt es seit langem: Die Disco in der City habe ein Problem mit Menschen, denen ihre Herkunft im Gesicht geschrieben steht. Sie kommen an den Türstehern nicht vorbei, unabhängig davon, wie seriös sie auftreten, was sie anhaben und ob die Mupa voll ist oder nicht.
„Besonders die Art, wie die Türsteher sich äußern, ist wirklich erschreckend. ,Verpisst Euch’, ist da noch nett“, sagt Sahil Arora. Der 18-jährige Abiturient hat sich sogar brieflich an die Betreiber gewandt hat, um diese Form der Diskriminierung anzuprangern. Eine Antwort bekam er nie. Inzwischen hat der Essener mit indischen Wurzeln resigniert. „Ich fühle mich hilflos und ausgegrenzt.“ Außerdem, wer wolle schon in Läden gehen, in denen er nicht erwünscht ist.
Ähnliche Erfahrungen machte Luis Miguel Berscia. Auch der peruanische Student der Sprachwissenschaften, der für acht Wochen an der Uni Deutsch gelernt hat, scheiterte an den Ordnern vor dem Tanzlokal unweit der Kettwiger Straße. Er ist sicher, ihnen gefiel nicht sein ausländisches Aussehen. „Ich hätte mit dieser Art von Rassismus in Deutschland nicht gerechnet“, sagt Berscia.
Auch interessant
Willy Schüffler, Chef der zuständigen Sicherheitsfirma „Ruhr Security“ weist das alles von sich. Keiner werde aufgrund seiner Herkunft abgewiesen. „Das sind alles Lügen“, behauptet Schüffler. Wenn überhaupt, zählen andere Gründe für die Verweigerung: „Wir lassen keine Betrunkenen rein und müssen die Sicherheit beachten, wenn die Mupa zu voll ist.“
Auch der jüngste Fall, als einem jungen Mann mit Sauerstoffgerät der Eintritt verwehrt wurde, sei keineswegs Diskriminierung. „Wir haben uns nur Sorgen um die Gesundheit und Sicherheit des Mannes gemacht und wollten die Verantwortung nicht übernehmen.“
Fünf durften rein, der sechste nicht
Ob das auch die Gründe waren, warum Lucas Gunkel am Ostersamstag nicht in die Rüttenscheider Discothek „Frida“ kam? Der Journalistik-Student ist spastisch gelähmt und läuft mit Hilfe von Gehstützen.
„Eigentlich habe ich nie ein Problem gehabt, in Discos zu kommen.“ Mit fünf nicht behinderten Freunden wollte er gegen 23 Uhr in den Tanzclub, als die Türsteher in stoppten: Ihr fünf dürft rein, du aber nicht, sagten sie zu dem 26-Jährigen. Als die Freunde nach dem Grund fragten und das Wort Diskriminierung in den Mund nahmen, wurden sie heftig beschimpft.
Auch hier eine ähnliche Reaktion: „Das glaube ich nicht“, sagt Geschäftsführer Mario Bimmermann, „bei uns wird niemand ausgegrenzt. Wahrscheinlich war es zu voll oder der junge Mann war betrunken. Wir begrüßen das eigentlich immer, wenn Menschen mit Handicap zu uns kommen.“