„Musikalische und sonstige unterhaltende Darbietungen jeder Art einschließlich Tanz“ sind an stillen Feiertagen verboten. So zumindest will es das Gesetz. Dass viele Betreiber von Clubs und Kneipen bei der Auslegung des Gesetzes gerne zwei Augen zudrücken, sorgte in der Vergangenheit für Ärger.

Am Karfreitag – eben ein solcher stiller Feiertag – rückten deshalb zwei Teams des Ordnungsamtes aus, um zu prüfen, ob die Türen der Discos tatsächlich geschlossen blieben. Wir begleiteten Thomas M. (51) und Stefanie S. (32) (Namen v. d. Redaktion geändert) bei ihrer Nachtschicht.

Gut 20 Betriebe auf der Liste

„Nachdem wir zahlreiche Inhaber auf eventuelle Kontrollen hingewiesen haben, gehe ich davon aus, dass nicht viel los sein wird“, hofft Thomas M. um kurz nach 22 Uhr. Bis sechs Uhr morgens müssen die Anlagen stumm und die Tanzflächen leer bleiben. Wer sich nicht daran hält, dem drohen erhebliche Bußgelder. Gut 20 Betriebe stehen auf der Liste der Ordnungshüter. Weitere 17 werden von ihren Kollegen angesteuert.

Los geht die Tour mit einer Schleife durch den Essener Norden. Delta Musik Park, Zeche Carl. Stockfinstere Parkplätze und verriegelte Eingänge signalisieren den Beamten sofort: Hier ist nichts los. Kurz mit der Taschenlampe durchs Fenster geleuchtet, die Ohren gespitzt, dann geht’s weiter.

Zu tun bekommen die Beamten dann aber im Café Nord. Auch wenn es sich bei der Rockkneipe um eine ganz normale Schankwirtschaft handelt, kann die Musik schnell eine unchristliche Dezibelgrenze erreichen. Thomas M. dreht eine kurze Runde durch die gut gefüllte Kneipe und fordert die Veranstalter freundlich, aber bestimmt dazu auf, die Musik zu drosseln.

Betreiberin Verena Steinhauer hat den Besuch bereits erwartet und zeigt sich kooperativ. Sie schließt Fenster und dreht am Lautstärkeregler - Verständnis für die Verordnung hat sie jedoch nicht.

„Gesetz absolut überholt“

„Ich halte das Gesetz absolut für überholt“, so Steinhauer. „Immer weniger Menschen haben einen religiösen Bezug zu den Feiertagen. Da sollte jeder selbst entscheiden, ob er tanzt oder nicht.“ Immerhin zählen die langen Wochenenden zu den umsatzstärksten Tagen im Jahr. Lediglich in einer weiteren Bar ist in dieser Nacht Betrieb. Die Beamten werden jedoch bereits auf dem Parkplatz erkannt und die Musik entsprechend leiser. Auch hier bleibt es bei einer freundlichen Ermahnung. Nach einer kurzen Kaffeepause steuern Thomas M. und Stefanie S. die geöffneten Kneipen noch einmal an, um zu kontrollieren, ob diese ihre Versprechen einhalten.

Gegen zwei Uhr ist dann auch die letzte ordnungsgemäße Kontrolle vollzogen. Thomas M. resümiert: „Alles in allem eine ruhige, stressfreie Nacht.“ Eben ein stiller Feiertag.