Essen. . Lange bevor das Unesco-Welterbe Zollverein Anziehungspunkt für Künstler wurde, kam die Keramikwerkstatt. Die aus Südkorea stammende Young-Jae Lee töpfert auf dem Zechengelände kostbares Steinzeug für Kunden aus aller Welt - seit mehr als 20 Jahren. Sogar Königshäuser sind dabei.

Versteckt hinter efeubewachsenen Mauern liegt das Reich von Young-Jae Lee. Ihre traditionsreiche Keramische Werkstatt Margaretenhöhe könnte man fast übersehen zwischen all den Ateliers, Galerien und Museen auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Zollverein in Essen. Dabei entsteht hier preisgekrönte Keramik in Bauhaus-Tradition, die in die ganze Welt verkauft wird - und das schon lange bevor Zollverein als Unesco-Welterbe zur beliebten Heimat von Kulturschaffenden wurde.

In südfranzösischen Sternerestaurants speist man aus Essener Steinzeug, im Gästehaus der jordanischen Königsfamilie findet sich Geschirr von Zeche Zollverein, Sammler aus aller Welt begehren nach Einzelstücken aus der Hand von Young-Jae Lee.

Schon vor 25 Jahren übernahm Young-Jae Lee die Keramische Werkstatt in Essen

Gemeinsam mit sechs Mitarbeitern lässt sie in den alten Lagerhallen aus Tonklumpen feinste Keramikvasen, Schalen und Teekannen entstehen. Unermüdlich, fast meditativ dreht sich die Scheibe vor Lee. Zärtlich gibt sie der noch wachsweichen Spindelvase einen Klaps, lässt mit leichter Hand und einem flachen Metallwerkzeug Unebenheiten aus der Oberfläche verschwinden. "Wer aus unseren Tassen trinkt, soll fühlen können, wie wir bei der Herstellung gefühlt haben. Daher stecken wir immer Liebe und Hingabe hinein", sagt sie später bei einem Tee aus den kostbaren Keramikschalen.

Keramik made in Essen

Keramiken aus Essen: Künstlerin Young-Jea Lee töpfert schon seit mehr als 20 Jahren auf dem Gelände der Zeche Zollverein.
Keramiken aus Essen: Künstlerin Young-Jea Lee töpfert schon seit mehr als 20 Jahren auf dem Gelände der Zeche Zollverein. © dpa
Keramiken aus Essen: Künstlerin Young-Jea Lee töpfert schon seit mehr als 20 Jahren auf dem Gelände der Zeche Zollverein.
Keramiken aus Essen: Künstlerin Young-Jea Lee töpfert schon seit mehr als 20 Jahren auf dem Gelände der Zeche Zollverein. © dpa
Keramiken aus Essen: Künstlerin Young-Jea Lee töpfert schon seit mehr als 20 Jahren auf dem Gelände der Zeche Zollverein.
Keramiken aus Essen: Künstlerin Young-Jea Lee töpfert schon seit mehr als 20 Jahren auf dem Gelände der Zeche Zollverein. © dpa
Keramiken aus Essen: Künstlerin Young-Jea Lee töpfert schon seit mehr als 20 Jahren auf dem Gelände der Zeche Zollverein.
Keramiken aus Essen: Künstlerin Young-Jea Lee töpfert schon seit mehr als 20 Jahren auf dem Gelände der Zeche Zollverein. © dpa
Keramiken aus Essen: Künstlerin Young-Jea Lee töpfert schon seit mehr als 20 Jahren auf dem Gelände der Zeche Zollverein.
Keramiken aus Essen: Künstlerin Young-Jea Lee töpfert schon seit mehr als 20 Jahren auf dem Gelände der Zeche Zollverein. © dpa
Keramiken aus Essen: Künstlerin Young-Jea Lee töpfert schon seit mehr als 20 Jahren auf dem Gelände der Zeche Zollverein.
Keramiken aus Essen: Künstlerin Young-Jea Lee töpfert schon seit mehr als 20 Jahren auf dem Gelände der Zeche Zollverein. © dpa
Keramiken aus Essen: Künstlerin Young-Jea Lee töpfert schon seit mehr als 20 Jahren auf dem Gelände der Zeche Zollverein.
Keramiken aus Essen: Künstlerin Young-Jea Lee töpfert schon seit mehr als 20 Jahren auf dem Gelände der Zeche Zollverein. © dpa
Keramiken aus Essen: Künstlerin Young-Jea Lee töpfert schon seit mehr als 20 Jahren auf dem Gelände der Zeche Zollverein.
Keramiken aus Essen: Künstlerin Young-Jea Lee töpfert schon seit mehr als 20 Jahren auf dem Gelände der Zeche Zollverein. © dpa
Keramiken aus Essen: Künstlerin Young-Jea Lee töpfert schon seit mehr als 20 Jahren auf dem Gelände der Zeche Zollverein.
Keramiken aus Essen: Künstlerin Young-Jea Lee töpfert schon seit mehr als 20 Jahren auf dem Gelände der Zeche Zollverein. © dpa
Keramiken aus Essen: Künstlerin Young-Jea Lee töpfert schon seit mehr als 20 Jahren auf dem Gelände der Zeche Zollverein.
Keramiken aus Essen: Künstlerin Young-Jea Lee töpfert schon seit mehr als 20 Jahren auf dem Gelände der Zeche Zollverein. © dpa
Keramiken aus Essen: Künstlerin Young-Jea Lee töpfert schon seit mehr als 20 Jahren auf dem Gelände der Zeche Zollverein.
Keramiken aus Essen: Künstlerin Young-Jea Lee töpfert schon seit mehr als 20 Jahren auf dem Gelände der Zeche Zollverein. © dpa
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Lee wurde vor 62 Jahren im koreanischen Seoul geboren. Die Faszination der Bauhaus-Idee lockte sie nach Deutschland. Sie studierte Keramik in Wiesbaden, übernahm vor 25 Jahren die Leitung der Essener Werkstatt. Eine klare Formensprache und die Überwindung der Kluft zwischen bildender Kunst und Handwerk sind bis heute ihre Themen.

Soviel Herz und Seele auch in die Objekte fließen, sie will ihre Kunst nicht als Vitrinenstücke verstanden wissen: "Warum ist die Benutzbarkeit so verpönt?", fragt sie. Auch wenn Lee in den vergangenen Jahren in Museen wie der Münchner Pinakothek der Moderne oder für die Altana-Kulturstiftung in Bad Homburg ausstellte, mit dem Begriff der Künstlerin hadert sie: "Ich bin stolz, eine Töpferin zu sein." Im Kunstbetrieb drehe sich alles um Geld und Eitelkeiten.

Zollverein gibt Lee immer wieder neue Kraft

Geerdet fühlt sich Lee in der Umgebung mit Industriegeschichte. Manchmal wenn sie nicht fröhlich sei, gehe sie über das Zechengelände und sammle neue Kraft. In ihren Augen sind Fördertürme vergleichbar mit Kirchen, Tempeln oder Moscheen - die heiligen Hallen der Industrie.

Young-Jae Lee zeigt das Logo der Werkstatt unter einem Teller.
Young-Jae Lee zeigt das Logo der Werkstatt unter einem Teller.

"Ich kann noch die Kraft der vielen Männer spüren, die hier einmal gearbeitet haben", sagt sie. Als die Töpferer als Pioniere der Kultur auf Zeche Zollverein siedelten, war es eine naheliegende und pragmatische Entscheidung: Seit 1968 war die Werkstatt eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des Bergbauunternehmens Ruhrkohle AG.

Ursprünglich gehe die fast hundert Jahre alte Idee für eine Keramikwerkstatt schon auf den späteren Folkwang-Gründer Karl Ernst Osthaus zurück, berichtet sie stolz. Unternehmerin Margarethe Krupp öffnete dann 1924 die Werkstatt in der Gartensiedlung Margarethenhöhe. Trotz eines Umzugs in den Essener Norden und später auf Zollverein blieb der Name erhalten. Der Ruhrkohle AG und ihrer finanziellen Unterstützung habe die Werkstatt ihr Überleben zu verdanken. Heute ist Lee stolz darauf, auf eigenen Füßen zu stehen, vor sieben Jahren endete die Zusammenarbeit.

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Sie und ihre Mitarbeiter arbeiteten viel, besuchten Messen, Lee stellte in Asien und den USA aus. Das Konzept ist aufgegangen. "Wir werden nicht reich, aber wir können überleben" - und das ohne öffentliche Mittel, die als Kulturförderung in viele Kulturprojekte auf Zollverein fließen.