Castrop-Rauxel/ Waltrop. . Aus 108 großen Keramikschalen besteht die neue Installation der Künstlerin. Sie ist zuerst im Laderaum der „Ostara“, später dann, wenn es wärmer wird, im Trog des Industriemuseums zu sehen.
„Vessels“ ist der Titel der neuen Installation der Keramik-Künstlerin Young-Jae Lee. Zu sehen seit Sonntag im Schiffshebewerk Henrichenburg.
In einem wahren Kraftakt hat die Künstlerin in den vergangenen Monaten 108 große Schalen für ihre Installation „Vessels“ auf der Töpferscheibe in ihrem Essener Atelier angefertigt. Der englische Begriff ist in der Übersetzung doppeldeutig - er steht gleichermaßen für Gefäße wie für Schiffe und passt damit bestens zum Ausstellungsort.
Ausstellungsort ist zunächst der große Laderaum des Lastkahns Ostara. „Weil der anhaltende Frost die Keramikobjekte gefährden könnte, haben wir für die Präsentation zunächst diesen geschützten Ort gewählt“, erklärt LWL-Museumsleiter Dr. Arnulf Siebeneicker. Sobald es nach Ostern wärmer wird, werden die Schalen dann in den Trog des Schiffshebewerks umziehen.
Dieser gewaltige, 70 Meter lange „Raum“ aus Stahl hatte Young-Jae Lee schon bei ihrem ersten Besuch vor eineinhalb Jahren im Schiffshebewerk fasziniert. Er habe Form, Rhythmus und Struktur, sei aber zugleich schlicht in der Wirkung. Die Ingenieure, die das Schiffshebewerk vor über 110 Jahren entwarfen, hatten vor allem die Funktionalität der Anlage im Blick. In den kommenden Monaten verwandelt die Künstlerin diesen technischen Ort mit ihren „Vessels“ in eine poetische Landschaft. „Es wird spannend sein zu sehen, wie die Installation die Wahrnehmung des Trogs verändert“, so Siebeneicker.
Das Atelier von Young-Jae Lee liegt auf dem Gelände der Zeche Zollverein in Essen. Dort leitet sie außerdem seit 1987 die Keramische Werkstatt Margarethenhöhe. Diese Manufaktur geht auf eine Stiftung von Margarethe Krupp aus dem Jahr 1924 zurück und wurde in ihrer Anfangszeit von Bauhauskünstlern geprägt. Young-Jae Lee fasst ihre meisterhaft gearbeiteten Schalen und Vasen zu großen Ensembles zusammen. Ihre Installationen waren unter anderem bereits in der Pinakothek der Moderne in München und im Museum für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin zu sehen.
Die flachen Schalen ihrer neuen Werkgruppe haben einen Durchmesser von ca. 55 Zentimetern -- gerade so groß, dass die Künstlerin die Objekte noch selbst auf der Töpferscheibe drehen konnte. Auf der Suche nach einem passenden Ort für ihre geplante Installation war Lee auf das Schiffshebewerk gestoßen. Zeitgleich zur Installation ist im Hafengebäude des Hebewerks eine Auswahl von Lees bisherigem Werk ausgestellt. Bis zum 16. Juni sind die Objekte der Künstlerin dort zu sehen.