Essen. Eine 23-jährige Essenerin hat gegen ihren Ehemann ausgesagt, der wegen Raubes angeklagt ist. Die Frau hatte sich erst während des seit Februar laufenden Verfahrens dazu entschlossen. Seitdem ist sie gemeinsam mit ihrem Kind im Zeugenschutzprogramm der Polizei, versteckt vor der Familie ihres Mannes.
Die 23-jährige Essenerin wird von der Polizei in den Gerichtssaal gebracht. Dort sagt sie aus. Gegen ihren wegen Raubes angeklagten Mann. Doch er darf nicht hören, was sie sagt. Wachtmeister führen Omar A. (23) und seinen mitangeklagten Bruder Quais (26) während ihrer Vernehmung in die Zelle, damit die Zeugin unbefangen aussagt. Die große Angst der nach islamischem Recht verheirateten Frau vor der Familie ihres Mannes ist der Grund für die Maßnahme.
Seit dem 21. Februar läuft das Verfahren vor der II. Strafkammer am Landgericht Essen. Den beiden Brüdern mit afghanischen Wurzeln wird vorgeworfen, ihren wohl aus dem Libanon stammenden „Geschäftspartner“ ausgeraubt zu haben.
Nachdem dieser bereits 25.000 Euro in die gemeinsam zu gründende Mietwagenfirma investiert hatte, sollten weitere 25.000 Euro Bargeld am Nachmittag des 22. Mai in der Rottstraße in der Essener Nord-City überreicht werden. Laut Anklage sollen die Brüder A. ihn aber mit Schlagstöcken geschlagen und um das Geld erleichtert haben.
SMS aus dem Gefängnis
Am 13. März meldete sich die Ehefrau von Omar A. bei Gericht. Sie habe fürchterliche Angst vor der Familie ihres Mannes, werde von dieser bedroht. Ihr Mann und seine Brüder könnten Attacken gegen sie organisieren, obwohl einige von ihnen in Untersuchungshaft säßen. Handys seien kein Problem für sie.
Wie zum Beweis zeigte sie später der Polizei SMS-Nachrichten, die ein Bruder der beiden in anderem Zusammenhang aus dem Gefängnis an sie geschrieben haben soll.
Schwiegermutter besonders autoritär
In herrischem Ton geht der Schreiber sie in diesen Texten an, bedroht sie und stellt „afghanische Mädchen“ in ein weit besseres Licht als „europäische Schlampen“. Die Mutter der in Essen geborenen Brüder soll eine besonders autoritäre Rolle spielen.
Sie vermutete offenbar, dass ihre Schwiegertochter belastend aussagen wollte und tauchte laut Aussage der 23-Jährigen noch am 13. März bei dieser auf. Kurz danach nahm die vom Gericht informierte Polizei die 23-Jährige ins Zeugenschutzprogramm auf. Seitdem lebt sie mit ihrem Kind an einem unbekannten Ort.
Im von Personenschützern der Polizei bewachten Gerichtssaal wiederholte sie nicht öffentlich ihre Aussage gegen Ehemann Omar A. Er sei nach der Tat in der Rottstraße mit blutverschmierter Kleidung, vielen Geldscheinen und einer Schusswaffe nach Hause gekommen.