Essen. . Eine saftige Preiserhöhung hat die Nutzer des Metropolradruhr überrascht. Kaum rollen die Mieträder ohne öffentliche Mittel, da hebt der Betreiber die Nutzerpreise an: Die verdoppeln oder vervierfachen sich gar, was einige Radler erzürnt. Besonders hart trifft es die Radcard-Abonnenten.

„Mein lieber Herr Gesangsverein, da musste ich echt schlucken“, so lautete die Reaktion unseres Lesers Martin Baumann auf die Preiserhöhung beim Mietradsystem Metropolradruhr, die seit gestern gilt. Die Gebühren haben sich zum Teil verdoppelt, für Abo-Kunden gab es gar ein Plus von mehr als 400 Prozent.

Vervierfachung des Preises

Bislang zahlten Nutzer einen Euro je Stunde. „Jetzt kostet eine halbe Stunde einen Euro, der Preis wurde schlicht verdoppelt“, rechnet Baumann vor. Noch heftiger trifft es Radcard-Abonnenten: 8 Euro kostete der Tarif im Jahr, sie radelten für die Hälfte: 50 Cent je Stunde. Nun radlen sie für 50 Cent nur noch eine halbe Stunde und zahlen 3 Euro monatlich (36 Euro im Jahr): „Das ist eine Vervierfachung.“

„Erhöhungen waren nicht von Anfang an geplant“, sagt Mareike Rauchhaus vom Betreiber Nextbike. Vielmehr hätten sie das System angepasst, damit alle Mieträder, die das Leipziger Unternehmen in Deutschland anbietet, nun zum einheitlichen Tarif zu haben sind. Zudem sei die Erhöhung Ergebnis eines internationalen Vergleichs, bei dem sie nach Paris, Barcelona und London geschaut hätten.

Und: Seit 2013 gibt es für die Metropolräder keine Fördergelder mehr: „Wir müssen sehen, wie das Ganze wirtschaftlich wird“, so Rauchhaus. Sie betont nach wie vor, dass sich die Leihräder vor allem durch Werbung tragen. Nun setzen sie aber auch darauf, dass das Abo einen kleinen Beitrag einspielt.

Auch Nextbike investiert

1,7 Millionen Euro gab es seit 2010 vom Bundesverkehrsministerium für 2700 Räder in zehn Ruhrgebietsstädten. Nextbike investierte die gleiche Summe. Auf Essen entfielen 283 000 Euro, 51 Stationen, rund 450 Räder sollen es werden. Kooperationspartner sind Evag und VRR, die das Projekt zum Beispiel mit Anzeigen unterstützt haben oder das planen. Die Stadt investierte nach eigenen Angaben 280 000 Euro, indem sie etwa Standorte plante und die Stationen aufbaute.

Die Erhöhung höre sich krass an, gesteht Rauchhaus, die an Nutzer appelliert, nicht die 100 Prozent zu sehen, sondern die geringen Beträge, um die erhöht wurde. „Wir sind immer noch die Günstigsten: Man könnte uns Dumpingpreise vorwerfen.“ Zum Vergleich: Die Jahrespauschale bei Call a bike (Deutsche Bahn) kostet 48 Euro, ab der 31. Minute kostet jede weitere Minute 0,08 Cent, macht 4,80 Euro je Stunde.

Erhöhung trifft Kunden nicht

Rauchhaus glaubt, dass die Erhöhung 80 Prozent ihrer Kunden ohnehin nicht trifft. „Die fahren unter 30 Minuten.“ Mit Ruhrcard-Abo fahren sie jetzt die erste halbe Stunde frei, „wenn sie clever sind, radeln sie den ganzen Tag kostenfrei“. Die müssten einfach jede halbe Stunde an einer Station das Rad tauschen.