Essen. . Zwei Mal hatte ein geistig behinderter und psychisch kranker Mann auf offener Straße in Essen Frauen sexuell belästigt. Aufgrund seiner Erkrankung sprach ihn die VI. Essener Strafkammer nun frei. Eine Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie setzte sie aber zur Bewährung aus.
Die Justiz gibt einem geistig Behinderten eine Chance, weiter in Freiheit leben zu dürfen. Er hatte auf offener Straße Frauen sexuell belästigt. Die VI. Essener Strafkammer sprach ihn wegen Schuldunfähigkeit zwar frei, ordnete aber seine Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie an. Diese Maßnahme setzte sie jedoch zur Bewährung aus.
Vier Jahre dauert die Bewährungszeit. Falls in dieser Zeit wieder etwas passiert, müsste er sofort in eine geschlossene Landesklinik. In Freiheit soll er sich weiter ambulant behandeln lassen und mit einem Bewährungshelfer zusammenarbeiten. Mit Depotspritzen, die er weiter bekommen soll, ist er in den letzten Monaten nach Einschätzung des Gerichtes gut behandelt worden.
Prostituierte nannte ihn "Schlappschwanz"
Stimmen hätten ihm damals die Attacken befohlen, hatte der 29-Jährige am ersten Prozesstag gesagt. Früher hatte er angegeben, mit einer Vergewaltigung seine Männlichkeit beweisen zu wollen, nachdem Prostituierte ihn als „Schlappschwanz“ beleidigt und seine Arbeitskollegen in der Behindertenwerkstatt ihn ausgelacht hätten.
Behindert ist er durch eine frühkindliche Hirnschädigung. 2012 hatte ein Psychiater zudem eine paranoid-schizophrene Erkrankung festgestellt. Das war kurz nach den beiden Taten, die ihm jetzt vor der VI. Kammer vorgeworfen wurden. Am 19. Dezember 2011 um 17 Uhr war er auf der Huyssenallee einer 24 Jahre alten Büroangestellten gefolgt. An einer Ampel fasste er ihr zwischen die Beine. Als sie ihn zurückwies, rannte er davon.
Zwei Wochen später, am 4. Januar, steht er im Helenenpark neben einer 44-Jährigen, die morgens um acht Uhr ihren Hund ausführt. Er hält ein Messer in der Hand, sagt etwas Unverständliches. Sie sticht mit ihrem Schirm nach ihm, schreit: „Hau ab!“ Da geht er weg. Als die Polizei ihn kurz darauf fasst, gibt er schnell zu, dass er die Frau vergewaltigen wollte.