Esssen. Er habe seine Männlichkeit beweisen wollen, sagt der 29-jährige Angeklagte, der zwei Frauen in Essen angegriffen und sexuell belästigt hat. Der Mann ist geistig behindert, vor dem Essener Landgericht spricht er von befehlenden Stimmen. Der Prozess wird noch fortgesetzt.
Der Tätertyp ist selten, aber die meisten Frauen fürchten ihn: Dass ein Mann sie auf offener Straße anfällt und sexuell belästigt. Diese Straftat wirft die Anklage vor der VI. Essener Strafkammer einem 29-Jährigen vor, der geistig behindert ist.
In kurzer Folge fällt er auf. Am 19. Dezember 2011 geht eine 24-Jährige Büroangestellte nach dem Feierabend in Richtung Huyssenallee. Ein Mann folgt ihr, hält etwa zwei Meter Abstand. Als sie über die Ampel will, rennt plötzlich der Verfolger auf sie zu. Mit beiden Händen fasst er ihr zwischen die Beine. Sie wehrt ihn ab, er rennt weg.
Etwa zwei Wochen später die nächste Tat. Diesmal ist eine 44-Jährige das Opfer. Sie führt ihren Hund am Helenenpark aus, hält gegen den Regen einen Schirm in der Hand. Plötzlich bemerkt sie hinter sich einen Mann. Sie dreht sich um, sieht „ein Riesenmesser“ in seiner Hand. Er sagt etwas, was sie aber nicht versteht. Geistesgegenwärtig sticht die Frau mit ihrem Schirm nach dem Messer. „Hau ab!“, ruft sie, und er geht weg. „Ruf’ doch ruhig die Polizei“, sagt er noch.
Prostituierte nannten ihn "Schlappschwanz"
Kurz danach fasst die Polizei ihn, stellt das Survivalmesser sicher. Ein Klebeband und eine Taschenlampe hatte er auch dabei. Er erzählt den Beamten von Prostituierten, die er besucht habe. Doch sie hätten ihn immer als „Schlappschwanz“ ausgelacht. Jetzt habe er eine Frau vergewaltigen wollen, um seine Männlichkeit zu beweisen. Denn auch auf seiner Arbeitsstätte in einer Behindertenwerkstatt hätte man ihn ausgelacht.
Durch eine frühkindliche Hirnschädigung ist der Angeklagte behindert. Während des Prozesses weint er oft. Ein Psychiater hatte nach der zweiten Tat eine paranoid-schizophrene Erkrankung festgestellt. Von befehlenden Stimmen spricht der Angeklagte. Von den Folgen seiner Tat spricht die 44-Jährige, die noch heute zur Therapie geht, um ihre Angst zu bekämpfen. Der Prozess wird fortgesetzt.