Essen. Mit neuen Präsentationsformen will der neue Leiter der Fotografischen Sammlung im Museum Folkwang, Florian Ebner, moderne Klassiker mit Fotografie verbinden. Sein Ausstellungsprojekt “Kairo. Offene Stadt“, mit dem er seine Amtszeit beginnt, zeigt erste Ansätze davon.
Florian Ebner ist neuer Leiter der Fotografischen Sammlung im Museum Folkwang. Mit Martina Schürmann sprach er über sein erstes Ausstellungsprojekt "Kairo. Offene Stadt", das er noch aus seiner alten Wirkungsstätte, dem Museum für Photografie Braunschweig mitgebracht hat, über künstlerische und angewandte Fotografie und über neue Präsentationsformen.
Herr Ebner, Sie sind seit ein paar Monaten Herr über eine der herausragendsten Fotosammlungen des Landes. Deren Bedeutung soll künftig auch in der Dauerausstellung des Museums stärker erkennbar sein.
Florian Ebner: Die Fotografie wird mit ihren Großformaten in Zukunft wohl stärker neben die Malerei treten. Sie muss aber auch schneller verschwinden, weil sie viel lichtempfindlicher ist.
Eine Herausforderung wird in Zukunft der Umgang mit der digitalen Fotografie sein.
Ebner: Absolut. Unsere Zeit ist doch deshalb so spannend, weil sich die beiden Kulturen noch berühren. Die analoge Ausformung der Fotografie ist am Ende, die Zeit der digitalen Bildkultur hat längst begonnen, und die beiden Techniken ergänzen sich viel besser als man glaubt. Viele Gebrauchsweisen verändern sich zwar, aber sie haben sich damit nicht erschöpft. In den 90ern dachte man, mit dem Ende der analogen Fotografie höre auch die Zeugenschaft auf. Dabei spielt sie gerade heute in politischen Umbruchzeiten wie in der arabischen Welt eine Rolle.
Die technische Vielfalt ist Teil Ihres künftigen Ausstellungskonzepts?
Ebner: Auf jeden Fall. Die Fotografie hat heute viele Gesichter, das zeigen wir. Im März präsentieren wir neben dem in Berlin geborenen Modefotografen Erwin Blumenfeld die Ausstellung „Kairo. Offene Stadt“. Wir wollen mit den Bildern aus Ägypten eine Idee davon geben, wie in den arabischen Ländern derzeit ein neues Kapitel des berichtenden Bildes geschrieben wird. Stichwort Bürgerjournalist. Aber es gibt auch die Bilder der professionellen Agentur-Journalisten. Die Ausstellung dokumentiert die unterschiedlichen Intentionen, Funktionen der Bilder. Der Kontrast ist spannend.
Wie geht man an einem analogen Ort wie dem Museum künftig mit den digitalen Dateien um?
Ebner: Das Museum bleibt der Ort, an dem auch das Digitale eine Papierform findet. Aber es wird nicht immer mehr alles auf Papier zu sehen sein. Die Wahrnehmung wird hier künftig auch über digitale Displays stattfinden. Bei der Kairo-Schau präsentieren wir beispielsweise eine Webseite, auf der Menschen eine Art digitales Archiv mit den Protest-Bildern vom Tahrir-Platz eingerichtet haben. Diese Bilder zeigen wir mit Beamern, andere als Poster, andere gerahmt. Es gibt verschiedene Präsentationsweisen. Was bleibt, ist das Problem der Bildrechte.
Die Preise für Fotografie explodieren. Ausstellungen wie die von Andreas Gursky sorgen für Besucherrekorde. Ist die Fotografie das Medium für künftige Großausstellungen? Schon weil die Versicherung günstiger ist als bei van Gogh & Co.?
Ebner: Vielleicht sollte man nicht unbedingt fragen, ob die Fotografie künftig van Gogh ersetzen kann. Natürlich ist der Name Gursky enorm zugkräftig. Aber da fällt uns in Zukunft bestimmt auch ein anderer Name ein. Nichts gegen populäre Themen. Aber wenn wir große Namen zeigen, dann auf jeden Fall in besonderer Weise und mit einem neuen Ansatz. Das ist unser Anspruch: Die Fotografische Sammlung im Museum Folkwang mit ihrer großen Tradition muss auch die modernen Klassiker etwas anders betrachten.