Essen. 110 Jahre nachdem Folkwang-Gründer Osthaus den Expressionisten ein erstes Zuhause bot, eröffnete das Essener Kunstmuseum seine neue Ausstellung „Im Farbenrausch“. Fast schon traditionell blieben die langen Schlangen am ersten Besuchertag aus. Die, die da waren, zeigten sich überwiegend begeistert.
Zwei Jahre Vorlaufzeit und Organisation waren nötig, ehe sich die ersten Besucher in den Farbenrausch stürzen durften. Pünktlich zum Jubiläum – 110 Jahre nachdem Karl Ernst Osthaus das Museum Folkwang in Hagen eröffnete und dort als einer der ersten Sammler expressionistische Werke ausstellte – bekommt dieser Kunststil nun erneut eine große Bühne im Museum Folkwang. „Viele der hier ausgestellten Künstler fanden damals im Folkwang ein erstes Zuhause und ließen sich dort inspirieren“, erklärt Kuratorin Sandra Gianfreda.
Für die Besucher bietet die Ausstellung eine Reise durch die bunte Kunstgeschichte der Jahre 1905 bis 1911. Von den Wegbereitern des Expressionismus in Raum eins, mit Bildern von Vincent van Gogh oder Paul Cézanne, bis hin zu jenen farbenfrohen, nicht länger naturalistischen Bildern aus Deutschland, Frankreich und Norwegen, die den Expressionismus prägten. „Die ausgestellten Werke geben Einblicke in eine kurze, aber intensive Zeit der Kunst“, so Kuratorin Gianfreda.
Farben begeistern die Besucher
„Im Farbenrausch“ ist nicht nur der Name der Ausstellung, sondern beschreibt auch die Wirkung auf viele Besucher am Eröffnungstag. „Die farbenfrohen Motive machen glücklich, man verlässt das Museum beinahe farbtrunken“, freut sich Werner Schmid, der nach rund zwei Stunden gegen zwölf Uhr den Rundgang durch die elf Räume beendet.
Andere Besucher nehmen sich da mehr Zeit und nutzen mitgebrachte Hocker oder die vorhandenen Sofas, um die Werke eingehend zu betrachten und sich manchmal auch inspirieren zu lassen, wie Helene Kroef, die extra aus Köln angereist ist: „Ich male selbst seit 20 Jahren in diesem Stil und bin vollkommen erfüllt.“ Dabei kommt ihr und den übrigen Besuchern zugute, dass der große Andrang am ersten Ausstellungsvormittag ausbleibt, längere Warteschlangen bilden sich an den Kassen im Foyer kaum.
„Das kommt noch, wir erwarten im Laufe der Ausstellungszeit durchaus den ein oder anderen Ansturm“, ist Folkwang-Sprecherin Anna Littmann optimistisch, dass das Fazit sie nach Abschluss der Schau am 13. Januar 2013 positiv ausfallen wird. Die Resonanzen am Samstag jedenfalls dürften sie da bestätigen, denn alle von der NRZ befragten Besucher zeigen sich begeistert. „Man sieht nicht nur die bekannten Werke, sondern auch viel Neues“, sagt Dietmar Henle, der den Ausflug aus Offenburg (Baden-Württemberg) ins Ruhrgebiet für den Besuch nutzt.
Dass hinter den großen Namen wie Matisse, Munch oder Kirchner nicht immer nur deren bekannte Werke stehen, darauf ist auch Kuratorin Gianfreda stolz: „In langer Recherchezeit haben wir es letztlich geschafft, auch bislang unveröffentlichte und unbekannte Bilder nach Essen zu holen.“