Essen. Er hat Gangster unschädlich gemacht, die Frauen reihenweise verführt und mal eben die Welt gerettet: James Bond - der neueste Film “Skyfall“ ist gerade mit Daniel Craig als 007-Agent im Kino abgelaufen - ist bald auch ein Fall fürs Deutsche Plakat Museum in Essen.

Für einen Mann von Welt ist ein Besuch im Museum natürlich nichts Ungewöhnliches. Allerdings fielen einem bei der Zahlenkombination 007 bislang als Zeichen von Kultiviertheit vor allem Maßanzüge und die hohe Kunst des Martini-Schüttelns ein.

Im 50. Jubiläumsjahr der Filmreihe ist freilich alles möglich. Mit „Bond ... James Bond – Filmplakate und Fotografien aus 50 Jahren“ holt das Deutschen Plakat Museum den weltberühmten Geheimagenten nun von der Leinwand in die Museumsvitrine.

Veränderte Rolle des Gentleman

Eine Woche vor Ausstellungsbeginn und pünktlich zum Start von „Skyfall“, Bond Nummer 23, kann René Grohnert, Chef des Plakatmuseums, sich schon jetzt über öffentliches Interesse nicht beklagen. Sogar ein Doppelgänger -Besuch wurde dem Museum schon angeboten. Dabei hat Grohnert vor allem die Frage beschäftigt, wie man diese Ikone der Populärkultur ins Museum holt, ohne als Verlängerung einer weltweiten Werbekampagne zu fungieren, wie es der Bonner Bundeskunsthalle unlängst mit der Animations-Ausstellung „Pixar“ passiert ist.

So hat der Plakat-Chef Grohnert erste Ideen über Bord geworfen und kulturhistorisch noch einmal ganz neu konzipiert. Herausgekommen ist eine Ausstellung, die weit über das bloße Wiedererkennen von bekannten Bond-Posen und das Staunen über noch nie gezeigte Plakatentwürfe hinaus geht.

Vom Gentleman zum Haudegen

In acht verschiedenen Sektionen unterteilt die Schau das Phänomen Bond ebenso unterhaltsam wie hintergründig in einen Helden, der die Welt nicht nur unzählige Male gerettet, sondern immer auch ein Spiegel der politischen und gesellschaftlichen Großwetterlage war – und der technischen Entwicklung nicht selten sogar voraus.

So wird die veränderte Rolle des Gentleman, also der Wechsel vom lässig-eleganten Roger Moore zum gebrochenen Haudegen Daniel Craig, ebenso beleuchtet wie die geradezu wegweisende Bedeutung der Technik. So ließ der Film „Moonraker“ schon 1979 ein Spaceshuttle in den Weltraum starten, das erst zwei Jahre später in der realen Welt abheben durfte.

Verrückte Männer-Spielzeuge und prickelnde Erotik

Verrückte Männer-Spielzeuge und phantastische Architektur, exotische Schauplätze und abstruse Weltherrschaftsphantasien, entspannte Selbstironie und prickelnde Erotik sind gemeinhin die Pole, zwischen denen Bond-Filme ihre Spannung entwickeln. An diesen Themen entlang ist die Ausstellung auch konzeptionert, inklusive Parodien-Teil und dem Daueraufregerthema Product Placement.

Möglich wurde die Schau durch zwei große private Sammlungen. Der Hannoveraner Bond-Kenner Thomas Nixdorf hat über die Jahre ein Riesenkonvolut von 007-Exponaten zusammengetragen. Der Münchner Robert Ganz kann über 4000 Fotos beisteuern, die in dem Umfang noch nie zu sehen waren.

Das Vergnügen kommt nicht zu kurz

Im Eingangsbereich kann man dabei auf schönen alten Lichtburg-Sesseln lümmeln und in frühen Bond-Trailern schwelgen oder unter der Sound-Dusche in Erinnerungen an alte Radiospots baden. Man sieht Ur-Bond Sean Connery in der Drehpause, aber auch Raritäten wie ein „Thunderball“-Plakat, das von der FSK verboten wurde.

Bei aller wissenschaftlichen Aufarbeitung soll das Vergnügen nicht zu kurz kommen. „Wir sind“, findet Grohnert, „schon relativ unernst für unsere Verhältnisse.“