Essen. . Die Macher des Magazins „Men’s Health“ haben sich mit dem Thema Luftverschmutzung befasst und für das Jahr 2011 festgestellt: Essen ist Schlusslicht, in keiner von 42 genannten Großstädten wurde der zulässige Grenzwert für Feinstaub häufiger überschritten, nämlich an 44 Tagen. In Freiburg dagegen atmet es sich deutlich sauberer.

Im Ruhrpott herrscht dicke Luft, und in Essen ist sie besonders dreckig. Was klingt wie ein Klischee aus den 50er Jahren, ist das aktuelle Ergebnis eines Städtevergleichs, mit dem das Magazin „Men’s Health“ - sonst besser bekannt als Fachillustrierte für Männerfitness und -phantasie („In 7 Wochen zum Waschbrettbauch“ und „So kriegen Sie jede ins Bett“) - dieser Tage die interessierte Öffentlichkeit beglückt.

Diesmal haben sich die selbsternannten Fachleute für Männergesundheit also mit dem staubtrockenen Thema Luftverschmutzung befasst und anhand der Auswertung des Umweltbundesamtes für das Jahr 2011 festgestellt: Essen ist Schlusslicht, in keiner von 42 genannten Großstädten wurde der zulässige Grenzwert für Feinstaub häufiger überschritten, nämlich an 44 Tagen. Die sauberste Luft atmen hingen die Bürger von Freiburg im schönen Breisgau mit nur sieben Überschreitungstagen, dicht gefolgt von den Münchenern mit zehn Tagen, an denen die Belastung im Tagesmittel über den erlaubten 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft lag.

"Eigentlich müssten es viel mehr sein"

Matthias Sinn, Leiter des städtischen Umweltamtes, muss tief durchatmen angesichts solch bahnbrechender Erkenntnisse. Dass der Grenzwert an der Gladbecker Straße häufig überschritten wird, bedeute ja nicht, dass die Luft in ganz Essen schlecht ist, relativiert er. Dass in München am vielbefahrenen Mittleren Ring nur zehn Überschreitungstage gezählt wurden, sei überraschend. „Eigentlich müssten es viel mehr sein“, sagt Sinn, der vor seinem Wechsel nach Essen in der bayerischen Landeshauptstadt gearbeitet hat. „Offenbar war die Witterung günstig.“

Womit der Umweltamtsleiter ziemlich genau ins Schwarze getroffen haben dürfte. Denn Wetter und Witterung werden nach Beobachtung von Experten immer bestimmender für die Luftqualität. Schon 2011 sorgte eine ungünstige Wetterlage mit geringem Luftaustausch dafür, dass sie Feinstaub-Werte an den Messstationen hochschnellten. Auch an der Gladbecker Straße, wo die Belastung in den Jahren zuvor messbar zurückgegangen war auf 30 Überschreitungstage 2010. Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des Umweltamtes gar 48 Tage gezählt, vier Tage mehr als das Bundesumweltamt angibt.

Auswirkungen der A 40-Sperrung nicht vorauszusehen

Was dort 2011 anhand der Messreihen zu beobachten war, dicke Luft nämlich, setzt sich in diesem Jahr fort. „Vor allem das schöne Wetter von Januar bis März mit viel Sonne und wenig Wind hat uns viele Überschreitungstage beschert“, so Thomas Dobrick vom Umweltamt. 32 sind es bislang, Stand 10. Juli. Es bedarf keiner Glaskugel, um vorherzusagen, dass bis zum Jahresende die maximal zulässige Zahl von 35 Tagen pro Jahr abermals übertroffen werden dürfte.

Welchen Einfluss die dreimonatige Sperrung der A 40 auf die Luftqualität haben wird? Schwer zusagen, meint Thomas Dobrick. Auf der Grillostraße oder auch auf Gelsenkirchener Straße dürfte die Belastung zunehmen, und wohl auch auf der Umleitungsstrecke, nur stehen da bekanntlich keine Messcontainer. Was die Gladbecker Straße angeht, da hänge viel davon ab, ob Autofahrer von der A 42 kommend die A 40 auf diesem Weg umfahren. Grundsätzlich sei es aber auch aus Gründen der Lufthygiene richtig, die Autobahn in den Sommermonaten komplett zu sperren, statt zwei Jahre zu bauen, so Dobrick. Denn Sommer-Gewitter und kräftiger Wind, sorgen dafür, dass trotz Baustelle die Feinstaubwerte sinken.