Essen. Der Essener Campus der Universität Duisburg-Essen sollte bunter werden – doch das Geld reicht nur für die Sanierung von drei der vier Hochschule-Türme. Es ist nicht der erste Sanierungsfall der Uni, der für Unmut und Diskussionen sorgt.
Andernorts in der Stadt ist gerade der „Farbenrausch“ zu Ende gegangen, und auch an der Uni bemüht man sich seit einiger Zeit um Abwechslung vom dominierenden Grau. Von einem Rausch kann jedoch keine Rede sein, die bunte Erleuchtung des eher tristen Campus geht nur schleppend voran – und wird auf Sicht wohl ein unvollendetes Werk bleiben.
Konkret geht es um die vier Türme, die den Uni-Campus markieren. Zwei von ihnen tragen bereits seit Anfang 2010 bunte Längsstreifen. Nun sollten endlich auch Turm Nummer drei und vier, zur Gladbecker Straße gelegen, ein Streifengewand bekommen. So jedenfalls sieht es das Konzept des Düsseldorfer Künstlers Horst Gläsker vor und so wünscht es sich die Uni, die die Campus-Gebäude vom landeseigenen Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB NRW) anmietet. Die alten Alu-Platten an den Türmen müssen ohnehin ausgetauscht werden, die Gelegenheit sei also günstig.
Sanierung in Grau für Turm Nummer vier
Der BLB jedoch macht der Hochschule einen grauen Strich durch die farbenfrohe Rechnung. „Aus Kostengründen ist es nicht möglich, beide Türme bunt zu machen“, so eine Sprecherin. Die Mittel aus dem Hochschulbausanierungsprogramm reichten nur für einen. So wird die Uni denn weiterhin aussehen, als seien einem Kind beim Malen die Farben ausgegangen.
Und zwar dauerhaft. Denn neu verkleidet wird demnächst auch der vierte Turm. Als Ersatz gibt‘s aber wie gehabt nur Platten in einem einheitlichen Farbton aus der günstigeren Standardpalette. Allzu bald wird man danach nicht wieder Hand anlegen, Turm Nummer vier bleibt Bastion der Tristesse. Der BLB verweist erklärend auf weitere Ertüchtigungen und Neubauarbeiten, die er derzeit auf dem Campus durchführt, siehe neues Hörsaalzentrum. Es müssten eben Prioritäten gesetzt werden.
„Leuchttürme des Wissens“
Nun mag mancher darüber schmunzeln, dass an einer Universität überhaupt Hirnschmalz auf die Frage des farblichen Auftritts verwendet wird. Doch der unter chronischem Aufmerksamkeitsmangel leidenden Hochschule sind die „Leuchttürme des Wissens“ ein wichtiges Anliegen. „Wir hoffen, dadurch in der Stadt stärker wahrgenommen zu werden“, sagt Uni-Sprecherin Beate Kostka mit Blick auf das Farbkonzept, das nun allerdings in einer Dreiviertel-Umsetzung verharrt.
Die jüngste Diskussion über eine andere Gestaltungsfrage in Sachen Uni liegt derweil gar nicht lange zurück. Der Entwurf für das Hörsaalzentrum hatte Unmut hervorgerufen, weil er – so Kritiker – der Innenstadt „den Hintern zudrehte“. Das Architekturbüro musste nachbessern, inzwischen ist der Komplex im Bau. Die Diskussion zeitigte auch die Gründung eines „Beratergremiums für Stadtgestaltung“.
Was sagen die dort versammelten Fachleute zum Hin und Her um die bunten Türme? Essens Planungsdezernent Hans-Jürgen Best zitiert zwar den Satz, nach dem „Farbe keine Architektur ersetzt“, findet ansonsten aber: „Es wäre ausgesprochen nützlich, wenn diese vorwiegend funktional angelegten Gebäude irgendeinen Reiz, eine Botschaft bekämen. Man sollte der Uni ein Gesicht geben, so gut es eben geht.“