Essen. Britta Peper holte mit über 40 eine Berufsausbildung nach. Nun hat sie sich selbstständig gemacht und das Literaturcafé in der Stadtbibliothek übernommen. Sie will mit ihrem Beispiel anderen Frauen Mut machen.
Britta Peper ist mit 46 Jahren nochmal durchgestartet. Seit Anfang Januar ist sie selbstständig, übernahm das Literaturcafé in der Stadtbibliothek. „Ich wollte schon immer lieber mein eigener Chef sein. Wenn die fünf vorm Alter gestanden hätte, hätte ich es vielleicht nicht mehr gemacht“, sagt sie.
Heute spricht sie von Mut und Selbstvertrauen, was sie anderen Frauen mit ihrem Beispiel geben möchte. Dabei hatte Britta Peper noch vor knapp zwei Jahren selbst eine schwere Zeit. Im März 2011 hatte sie mit 44 Jahren eine Berufsausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation nachgeholt. „Ich war so stolz, dass ich das geschafft habe.“ Doch danach kam die große Ernüchterung: 120 Bewerbungen und kein Job.
Sieben Tage vor Hartz IV
Erst sieben Tage vor Hartz IV fand sie eine Arbeit, als Bürokraft in einem Essener Krankenhaus. 40-Stunden-Woche, 1300 Euro netto. „Ich arbeite gern viel, aber ich muss meine Miete, mein Auto und auch mal einen Urlaub von dem verdienten Geld auch bezahlen können“.
Schon während ihrer Berufsausbildung hatte sie im Literaturcafé immer wieder nebenher gejobbt. Im Herbst war klar, dass die Pächterin das Café aufgibt. „Drei Wochen hab ich nachgedacht, gerechnet und dann entschieden.“
Sie kündigte ihre Arbeit im Oktober. Zwei Monate ohne Arbeitslosengeld aber mit jeder Menge Organisation: Behördengänge zum Finanzamt, zum Arbeitsamt, zum Ordnungsamt, zum Gesundheitsamt, zur IHK. Die Karte musste neu geschrieben werden, ein Internetauftritt entworfen, eine Facebook-seite eingerichtet werden. „Nebenher hätte ich das gar nicht geschafft.“
Das Café noch hübscher machen
Seit 2. Januar ist sie Existenzgründerin und verantwortlich für fünf Mitarbeiter, die auf 400-Euro-Basis in ihrem Café arbeiten. Die ersten Tage liefen gut. Der Kontakt mit Menschen, die Arbeit - alles mache „Riesenspaß“.
Nun endlich zahle sich aus, dass sie sich mit 44 Jahren nochmal auf die Schulbank gesetzt hat. „Mit meiner Erfahrung in der Gastronomie, meinen Kenntnissen in der Buchführung und meinem Selbstvertrauen werde ich das schaffen.“
In den nächsten Wochen und Monaten will sie das Café noch hübscher machen. Künstler, wie derzeit Manfred Raub, sollen sich hier mit ihren Bildern präsentieren können. Britta Peper träumt auch von großen Ohrensesseln, die die Bibliotheksbesucher zum Kaffee einladen und von neuen Möbeln für die Terrasse.
Einen Wunsch wird sie sich aber schon kommende Woche erfüllen, den sie sich jetzt erst als eigene Chefin traut: Dreadlocks.