Essen. Die Kreishandwerkerschaft Essen klagt: Zunehmend zögern Kunden die Bezahlung von Handwerkerrechnungen hinaus oder kürzen pauschal. Auch um die Konjunktur in diesem Jahr sorgen sich die Handwerksunternehmen und sehen dem Geschäftsjahr skeptischer entgegen.
Das Essener Handwerk beklagt eine Verschlechterung der Zahlungsmoral. „Das ist zwar schon seit längerem ein Problem, mit dem wir uns herumschlagen. Zuletzt haben die Klagen der Handwerksbetriebe aber wieder zugenommen“, sagte Ulrich Meier, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft im Gespräch mit dieser Zeitung.
Meier kritisiert, dass säumige Kunden mit „den fadenscheinigsten Argumenten und falschen Versprechungen“ Zahlungen hinauszögern oder unberechtigt Rechnungen kürzen würden. Manche Kunden würden Pauschalabzüge in enormer Höhe vornehmen. Für den Handwerker bleibe dann oft nur die Wahl, den zeit- und geldraubenden Klageweg einzuschlagen oder die Kürzung zähneknirschend zu akzeptieren. Meier: „Es ist deshalb ein Gebot der Fairness, für gute Arbeit auch zu bezahlen.“
Insgesamt sind nach Aussagen Meiers die Geschäfte des Essener Handwerk im vergangenen Jahr gut gelaufen. „Die Befragungen und Gespräche unter den Handwerksbetrieben in den Vorstands-sitzungen und Mitgliederversammlungen der Innungen im November und Dezember 2012 haben gezeigt, dass etwa 75 Prozent der Betriebe mit der geschäftlichen Entwicklung des zu Ende gehenden Jahres zufrieden sind“, so Meier. Allerdings hätten manche Handwerksbetriebe notwendige Preiserhöhungen am Markt nicht durchsetzen können. Das schmälerte den Gewinn der Betroffenen.
Appell an die öffentliche Hand
Verhaltener startet das Essener Handwerk allerdings ins Jahr 2013: „Eine konjunkturelle Eintrübung wird in diesem Jahr sicherlich stattfinden. Allerdings haben die Handwerksbetriebe im sogenannten Krisenzeitraum 2008 bis 2010 gelernt, damit umzugehen“, glaubt Meier. Er sei überzeugt, dass die Unternehmen mit zusätzlicher Vertriebskraft, offensivem Zugehen auf Kunden sowie durch die Bedienung neuer Marktnischen Einbrüche bei den Aufträgen so gering wie möglich halten können.
Des Weiteren fordert die Kreishandwerkschaft auch die öffentliche Hand auf, bei der Auftragsvergabe an die ansässigen Handwerker zu denken. „Es wird die Aufgabe der Kreishandwerkerschaft sein, in der Öffentlichkeit deutlich zu machen, dass Kontinuität in der Auftragsvergabe dafür sorgt, dass Arbeits- und Ausbildungsplätze in unserer Stadt gesichert werden und Betriebe sich am Markt halten können, um Wettbewerbssituationen weiterhin zu ermöglichen“, so Meier.
In Essen gibt es rund 5200 Handwerksbetriebe mit über 36 000 Beschäftigten. Sie erwirtschaften einen Umsatz von 3,8 Milliarden Euro.