Essen. . Steuerberater Roland Franz hat seine Praxis in 34 Jahren zu einem der größten Beratungs-Unternehmen in Essen ausgebaut. Er gilt als Experte im Steuerstrafrecht, betreute unter anderem die durch die CDs aus der Schweiz publik gewordenen Steuersünder.

Wer bei einem Steuerberater Berge von Akten und dicker Wälzer nebst meterhohen Regalen erwartet, für den ist das Büro von Roland Franz eine Ernüchterung. Fast steril wirkt der rundum verglaste Raum an der Zweigertstraße. Ein großes Bild seines Freundes und Künstlers Günter Steinmann und eine Kindergartenzeichnung seiner fünfjährigen Tochter Antonia sind die einzigen Farbtupfer an der Wand.

Roland Franz hat mit seiner Steuerberatungspraxis, die die Hauptstelle in Essen sowie Niederlassungen in Düsseldorf und Velbert umfasst, schon vor drei Jahren auf das „papierlose Büro“ umgestellt. Kein einfaches Unterfangen in einer Branche, die in immer wieder neuen Bürokratie-Auflagen fast erstickt.

Aus der DDR geflohen

Leicht gemacht hat es sich Roland Franz aber eigentlich noch nie - da war ihm sein Vater ein gutes Vorbild. 1953 wird Franz in der Nähe von Dresden geboren, politische Wirren und der Wiederaufbau bestimmen das Bild. Sein Vater, der gerade aus dem Krieg zurückgekehrt ist, arbeitet als Dolmetscher in der DDR. Er gilt als regimekritisch, weswegen die Situation für die junge Familie zunehmend heikel wird. Im Alter von vier Jahren flüchtet Roland Franz mit seinen Eltern über Bayern nach Essen.

Befreit von staatlicher Unterdrückung, kann der heute 58-Jährige im Ruhrgebiet seinen eigenen Weg gehen. Aufgewachsen in Heisingen beginnt er ganz klassisch mit einer Ausbildung zum Steuerfachangestellten und anschließendem Studium. Nach dem Steuerberaterexamen 1978 macht sich Franz schon ein Jahr später selbstständig. Nach fünf Monaten stellt er seine erste Angestellte ein und erkennt gleichzeitig, in welchem Markt seine Zukunft liegt.

"Beratung war damals ein Fremdwort"

„Beratung“, sagt Roland Franz, „war damals für viele noch ein Fremdwort. Da umfasste das Standardgeschäft der Steuerberater in der Regel die Erstellung von Bilanzen und Steuererklärungen für die zurückliegenden Jahre. Die in die Zukunft gerichtete Beratung für Unternehmen macht heute 70 Prozent unseres Geschäfts aus.“

Um ein Komplett-Angebot zu schaffen, wandelt er die Praxis 1997 in eine Partnerschaftsgesellschaft um. Seither vereinigt er unterschiedlichste Leistungen unter einem Dach. „Ich kann ja nicht alles allein machen. So gehören bei vielen unternehmerischen Handlungen von der Existenzgründung, Unternehmensnachfolge bis hin zur Betriebsprüfung etwa Rechtsanwälte verschiedener Fachrichtungen und Wirtschaftsprüfer dazu. Diese Berufsgruppen sind alle bei uns vertreten“, sagt Franz.

„Viele Steuerpflichtige werden heute unter Generalverdacht gestellt“

Dabei berät er auch diejenigen, die als „Steuersünder“ in Misskredit gezogen wurden. Auf dem Gebiet des Steuerstrafrechts gilt Franz als Experte. So betreute er unter anderem Personen, deren Namen durch die CDs aus der Schweiz publik wurden. Bei der Finanzverwaltung gilt Franz als „harter Hund“ - auch, weil das Finanzamt seiner Meinung nach oft über das Ziel hinausschießt.

„Bei laufenden Betriebsprüfungen werden noch strafrechtliche Ermittlungsverfahren eingeleitet. Mir ist ein Fall bekannt, in dem sich das Verfahren wegen Steuerhinterziehung acht Jahre hinzog und schließlich ohne Ergebnis eingestellt wurde. Für den betroffenen Unternehmer war diese Zeit auch psychisch eine riesige Belastung“, sagt Franz. Dabei ist er keineswegs der Rächer der Steuersünder - er wirbt lediglich für gerechte und zügige Verfahren. „Viele Steuerpflichtige werden heute unter Generalverdacht gestellt“, prangert er an.

Einsatz für den Mittelstand

Generell ist Franz engagiert, wenn es daum geht, sich für den Mittelstand einzusetzen. Unzählige Firmen im Ruhrgebiet hat er begleitet - da spricht die Erfahrung aus ihm. „Ich höre immer wieder, wie schwer es ist, an Gelder für Investitionen zu kommen. Banken sind sehr zurückhaltend geworden bei der Kreditvergabe und blockieren dadurch nicht selten wichtige Entwicklungen in Unternehmen“, kritisiert Franz.

Er selbst will indes weiter investieren - in die Standorte Düsseldorf und Velbert. „In Essen sind wir schon gut aufgestellt, planen aber derzeit den Umzug in ein neues Bürogebäude im Moltkeviertel“, sagt Franz. Ihm zur Seite steht dabei Ehefrau Bettina M. Rau-Franz, Diplom-Finanzwirtin. und Steuerberaterin, mit der er neben der Leidenschaft für den Beruf auch ein Hobby teilt - das Tauchen. Die Faszination für die Unterwasserwelt hat Franz dabei schon vor 25 Jahren gepackt. Das empfindliche System habe sich allerdings innerhalb dieser kurzen Zeit stark verändert. Da ist es mit der Natur ebenso wie mit der Finanzwelt.