Essen. Mit seiner Tanz- und Sing-Performance wollte er „frischen Wind“ in die zehnte DSDS-Staffel bringen. Doch mit so viel Gegenwind hatte Can aus Essen wohl nicht gerechnet. „Du bist schlechter als Menderes“, verpasst Jury-Chef Dieter Bohlen dem 26-Jährigen am Mittwochabend eine verbale Ohrfeige. Und das trotz - oder wegen? - seines Kopfhörer-Playbacks.

Can hat „Rhythmus im Blut“. Davon ist er fest überzeugt. Der junge Mann glaubt, er habe das Zeug zum Superstar. Denn er hat alles, was man dafür braucht. Ein Markenzeichen zum Beispiel. In seinem Fall sind das die Kopfhörer. 13 Paare besitzt er, lässt der 26-Jährige die Welt wissen, „und es gibt kein Foto, wo die nicht dabei sind“.

Eines dieser Paare – ein Modell in hellblau für 19,95 Euro, wie der geneigte RTL-Zuschauer am Mittwochabend bei der zweiten Casting-Sendung von „Deutschland sucht den Superstar“ erfährt – hat der Essener auch um den Hals hängen, als er vor die vier DSDS-Juroren auf die Bühne tritt. Mit einer „Tanzperformance und Singperformance“ von „U Got It Bad“ (Usher) will der Michael-Jackson-Fan Dieter Bohlen, Mateo (Culcha Candela) sowie Bill und Tom Kaulitz (Tokio Hotel) von seinem Talent überzeugen.

Kopfhörer-Playback lässt Bohlen verzweifeln

Denn dass er Talent hat, haben ihm schon viele bestätigt: „Ich mache bei DSDS mit, weil viele Leute zu mir gesagt haben, ich habe es drauf“, sagt der junge Mann vor seinem Auftritt. Sichtlich nervös ist er dann aber trotzdem, als ihm acht strenge Juroren-Augen entgegenblicken und direkt an seinen Kopfhörern hängen bleiben.

„Hast du’s Playback dabei, oder wie?“, fragt Bohlen misstrauisch und lässt bei der Antwort den Kopf auf die Tischplatte knallen: „Ich höre das über Kopfhörer...“ Dass das nicht funktionieren wird, schwant dem Fernsehzuschauer in diesem Moment ebenso wie der Jury. Aber Can lässt sich nicht beirren und geht prompt auf Bohlens Wette ein: „Wenn das nicht klappt, lässt du die Kopfhörer hier!“

Deutschland sucht den SuperstarUnd so kommt es, wie es kommen muss: Durch die Kopfhörer schallt der echte Usher, aus dem Mund des Kandidaten aber klingt es falsch. Die Quittung für dieses Playback bekommt der Kandidat schneller als ihm lieb ist:Anstelle des erhofften Recall-Zettels erntet er ein vierfaches „Nein“.

Zweite Chance im DSDS-Casting wird zur Spott-Nummer

Dann aber zeigt die - wie der Sprecher aus dem Off gerne wiederholt - „härteste Jury der Welt“, vermeintlich weiche Züge und gibt dem Essener nach Bitten und Betteln eine „zweite Chance“. Und RTL bekommt weitere Sendeminuten, in denen ein offensichtlich talentfreier DSDS-Kandidat vorgeführt wird. Der Ausgang: schon vorher abzusehen.

Ohne Kopfhörer versucht sich Can jetzt an einem Song von Michael Jackson: „Du bist schlechter als Menderes“, verpasst Dieter Bohlen dem Ruhrgebietler eine krachende verbale Ohrfeige. Wer DSDS in den vergangenen Jahren auch nur halbherzig verfolgt hat, kennt Menderes. Der Langenfelder ist nach ebenso hartnäckigen wie erfolglosen Versuchen für RTL so etwas wie ein Running Gag geworden. Bohlen bekommt in seiner Kritik Beistand von seinem Jury-Kollegen Mateo: „Ganz ehrlich, das war jetzt Top Ten der schlechtesten Performances hier, da biste auf jeden Fall drin.“

Tausendfaches „Ja“ für DSDS-Kandidat Tim Weller

Tim Weller bekam bei seinem Casting-Auftritt gleich ein
Tim Weller bekam bei seinem Casting-Auftritt gleich ein "tausendfaches Ja" von der DSDS-Jury. © RTL

So richtig teilen mag der Zuschauer dieses harte Fazit am Ende der einstündigen Sendung nicht. Denn auch die restlichen DSDS-Kandidaten überbieten sich mit schrägen Tönen und skurrilen Auftritten. Eine Einteilung in „schlecht – schlechter – noch schlechter“ fällt da schwer. Ein paar Lichtblicke gibt es dann aber doch: Der 20-Jährige Tim Weller etwa bekommt von der Jury gleich ein tausendfaches „Ja“ und zieht jubelnd in den Recall ein. Auch Lettin Tina Indersone sticht mit gefühlvoller Stimme aus der Möchtegern-Sänger-Masse heraus.

Für den 26-jährigen Can aus Essen jedoch endet der Traum vom RTL-Superstar nach fünf Minuten. Wenigstens hat er bei DSDS keine materiellen Verluste zu beklagen: Sein Kopfhörer-Paar darf er trotz verlorener Wette wieder mit nach Hause nehmen. Das Markenzeichen bleibt ihm. Und der Spott der RTL-Zuschauer.