Köln. . Am Samstag beginnt die Jubiläums-Staffel von„Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) auf RTL (20.15 Uhr). Mit in der Jury sitzen die Zwillinge Bill und Tom Kaulitz von Tokio Hotel, beide äußerlich kaum wiederzuerkennen. Die zwei sollen mehr Zuschauer vor die Fernseher locken.

Hätte RTL nicht die Werbetrommel so lautstark gerührt, man müsste erst mal überlegen, wer das ist auf dem Plakat, das derzeit überall hängt. Dieser junge Mann mit viel Metall in Nase, Lippe und Ohr und blondierten Haaren, die so steil nach oben ragen, dass man sich sorgt, er könnte gerade in eine Steckdose gepackt haben. So aber weiß man schnell: Bill Kaulitz ist zurück, der Sänger von Tokio Hotel. Und er hat eine Mission. In der heute (20.15 Uhr) startenden Jubiläumsstaffel von „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) soll er – gemeinsam mit Bruder Tom – die Quoten steigen lassen.

Es steht nämlich nicht so gut um Deutschlands bekannteste Talentsuche. Nicht nur, weil es oft an eben jenem Talent mangelt, sondern auch an Zuschauern. Beim Finale 2012 schalteten nur noch 4,71 Millionen Menschen ein. Zum Debüt vor zehn Jahren waren es noch 12,8 Millionen. Schlimmer noch: Irgendwie spricht kaum noch jemand über die Kölner Casting-Show.

Vorsingen für DSDS

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    Deshalb hat der Sender für die zehnte Staffel nicht nur endlich Moderator Marco Schreyl gefeuert und durch Nazan Eckes und Raul Richter ersetzt, sondern auch wieder einmal fast die ganze Jury ausgetauscht. Bis auf Dieter Bohlen natürlich, aber der gehört ja zum Inventar. Statt Natalie Horler und Bruce Darnell sollen jetzt Mateo, Mitglied der Band Culcha Candela, und die Kaulitz-Zwillinge Kandidaten beurteilen. Warum die RTL-Pressestelle deshalb von einer „Weltstarjury“ schwärmt, ist unklar.

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    Mädchen campen vor der Konzert-Halle

    Denn die große Zeit von Tokio Hotel liegt länger zurück. 2005 stürmt die Band mit „Durch den Monsun“ an die Spitze der Hitparaden. Platin-Schallplatten gibt es dafür, und einen Berg von Auszeichnungen. Goldene Ottos und Stimmgabeln. Cometen, Bambis, Kronen, Echos oder Music Awards. Das Debütalbum „Schrei“ verkauft sich knapp zwei Millionen Mal, und wo die Band in Deutschland auftritt, unterrichten Pädagogen vor halbleeren Klassen. Viele Mädchen campen schon Tage vor einem Konzert vor der Halle, um einen guten Platz zu bekommen.

    Doch schon damals wird Tokio Hotel ebenso geliebt wie gehasst. Bill Kaulitz ist es, der polarisiert. Mit tiefschwarzen Haaren und den großzügig schwarz umrandeten Augen sieht er so aus, als sei er einem Manga-Comic entsprungen.

    Rückzug in die USA

    Und dann erst die Klamotten. Mal trägt er Reiterhosen im Schottenmuster, mal Jacken voll mit glänzenden Pailletten. „Androgyn“ nennen ihn die, die ihn mögen. Die, die ihn nicht mögen, wählen ihn mehrfach hintereinander auf die Liste der „Unsexiest Women“ und zum „nervigsten Deutschen“.

    Vor zwei Jahren ziehen sich Bill und Tom in die USA zurück. „Freiwillig“, wie sie betonen. Aber auch ohne dass sie in Deutschland von vielen vermisst würden. In Los Angeles arbeiten sie seitdem an einem neuen Album. Das Angebot, in der DSDS-Jury zu sitzen, haben sie dennoch angenommen.

    Offiziell, weil es der „Casting-Klassiker“ schlechthin ist. „Wir haben immer gesagt, wenn wir irgendwo Juroren werden, dann bei dem Original und der größten Sendung.“ Inoffiziell aber wohl auch, weil es eine gute Gelegenheit ist, sich wieder in Erinnerung zu bringen.

    So könnten in diesem Fall beide Seiten voneinander profitieren und noch einmal eine neue Chance bekommen. Vielleicht ist es ihre letzte.