Essen. . Erst wenige Tage alt ist die Idee der Bezirksvertretung, den Stadtbezirk „Katernberg / Schonnebeck / Stoppenberg“ in „Zollverein“ umzutaufen. Die Ratsmehrheit dafür steht bereits. Und auch die Stiftung Zollverein unterstützt die Idee, als “Ausdruck wachsender Identifikation der Stadtteile mit dem Welterbe“.
Seit 176 Jahren schon, seit Betriebsführer Joseph Oertgen an einem Februartag des Jahres 1847 das Steinkohlengebirge in 130 Metern Tiefe anfuhr, ist die Zeche hier oben ein ganz und gar selbstverständlicher Nachbar.
Doch den ganzen Stadtbezirk, der übrigens erst seit 1929 zu Essen gehört, nach Zollverein zu benennen, diese Idee kam erst auf, lange nachdem aus dem dreckigen, stinkenden Moloch ein blitzsauberes Weltkulturerbe der Unesco wurde.
Erst wenige Tage alt ist die Idee der Bezirksvertretung, den mit einer schnöden römischen 6 (= VI) bezeichneten Stadtbezirk „Katernberg / Schonnebeck / Stoppenberg“ in „Zollverein“ umzutaufen, aber offenbar fällt diese Idee in die Abteilung jener Vorschläge, die so machtvoll sind, „weil ihre Zeit einfach gekommen ist“.
Strahlkraft der Marke Zollverein
Denn die Ratsmehrheit, um den Bezirk VI in der Hauptsatzung der Stadt offiziell umzutaufen, steht bereits: Für Thomas Kufen (CDU) repräsentiert Zollverein „den Wandel der Region“, Rainer Marschan (SPD) „fällt nichts ein, was dagegen sprechen sollte“ und Walter Wandtke (Grüne) – aus historischen Gründen Fürsprecher für die Umbenennung so mancher vermeintlich untragbarer Straßennamen im Stadtgebiet – lobt ebenso die aufkeimende gemeinsame Identität eines Stadtbezirks, der von der Strahlkraft der Marke Zollverein profitieren dürfte.
Hermann Marth, Vorstandschef der Stiftung Zollverein, hatte schon im Vorfeld signalisiert, dass er eine solche Namensnutzung, die sonst im kommerziellen Bereich mit Argusaugen kontrolliert und notfalls untersagt wird, unterstützt: „Das ist Ausdruck wachsender Identifikation der Stadtteile mit dem Welterbe und auch ein Zeichen für den Stolz der Menschen. In diesem Sinne begrüßen wir das.“
Um die Nutzung wasserdicht zu machen, ist ein offizieller Gestattungsvertrag in Arbeit – Ordnung muss schließlich sein. Die Stadtteilnamen bleiben vom neuen Bezirksnamen unberührt. Und das Welterbe damit offiziell – in Stoppenberg.
Essens neun Stadtbezirke
Bezirk I – Stadtmitte/Frillendorf/ Huttrop – 8 Stadtteile, 62.398 Einwohner
Bezirk II – Rüttenscheid / Bergerhausen / Rellinghausen / Stadtwald – 4 Stadtteile, 53.495 Einwohner
Bezirk III – Essen West – 6 Stadtteile, 93.983 Einwohner
Bezirk IV – Borbeck – 8 Stadtteile, 83.154 Einwohner
Bezirk V – Altenessen / Karnap / Vogelheim – 4 Stadtteile, 55.933 Einwohner
Bezirk VI – Katernberg / Schonnebeck / Stoppenberg – 3 Stadtteile, 50.810 Einwohner
Bezirk VII – Steele / Kray – 5 Stadtteile, 68.750 Einwohner
Bezirk VIII – Essen-Ruhrhalbinsel – 6 Stadtteile,51.900 Einwohner
Bezirk IX – Werden / Kettwig / Bredeney – 6 Stadtteile, 50.302 Einwohner
Quelle: Amt für Statistik, 09’2012