Essen. Kennen Sie alle 50 Essener Stadtteile? Das wollten wir wissen und bekamen erstaunliche Antworten. Bewohner des  Nordens  sind  offenbar mobiler als die südlich der A 40. Eine Spurensuche auch nach einem seit langen kursierenden Vorurteil. Trennt die Zweiteilung der Stadt in Nord und Süd auch die dort lebenden Menschen?

Bettina Eschen hat in diesem Jahr den Norden bei einer Bus-Tour mit der Essener Marketing Gesellschaft entdeckt und war total überrascht, „was sich dort alles getan hat“. Ob Katernberg, Altenessen oder Altendorf, viele Viertel, die die Holsterhausenerin das letzte Mal vor mehr als einem Jahrzehnt besucht hat, hätten sich zu ihrem Vorteil verändert.

Trotzdem gibt es immer noch Stadtteile, die sie nur dem Namen nach kennt: „Ich war zum Beispiel noch nie in Vogelheim, habe aber auch gar keine Beziehung dazu“, gibt sie unumwunden zu.

50 Stadtteile von Essen

Kennen Sie alle 50 Stadtteile von Essen? Oder gibt es Viertel, in die Sie noch nie einen Fuß gesetzt haben? Das wollten wir von den Bürgern wissen und haben uns in Rüttenscheid und Altenessen umgehört. Karnap, Freisenbruch, Vogelheim, Schonnebeck und Gerschede zählt Christa Thielemann auf. In Rüttenscheid lebend, sieht sie eigentlich keine Veranlassung, die nördlichen Viertel kennzulernen. Damit bestätigt sie indirekt ein Vorurteil, das seit langem kursiert: die Zweiteilung der Stadt in Nord und Süd, die auch die dort lebenden Menschen trennt.

 So war es zumindest in der Vergangenheit. „Ich erlebe immer wieder, dass hinter der City für viele aus dem Essener Süden die Stadt aufhört“, sagt Südviertel-Bewohnerin Susanne Simon. „Allerdings habe ich mir schon vorgenommen, auch mal Quartiere kennzulernen, die ich nur dem Namen nach kenne.“ Das hat Hubert Zeiß bereits getan. Mit dem Rad ist er quer durch Essen gefahren und hat dabei so manch schöne Flecken entdeckt: „Meine Lieblingstour führt am Rhein-Herne-Kanal entlang.“

Neugierig auf die neue Heimat

Daniel Ehlert, vor sechs Jahren als Student nach Essen gezogen, hat die Stadt mit dem Fotoapparat erobert. „Ich war einfach neugierig auf meine neue Heimat“, sagt der Altendorfer und macht direkt Werbung für seinen Kiez: „Altendorf ist wesentlich besser als sein Ruf, ich lebe gerne hier.“

Wenn es überhaupt eine Grenze gäbe, dann existiere die nur in den Köpfen den Bürger, glaubt Susanne Mahler. Die Altenessenerin kennt sich gut aus, ihr großer Familien- und Freundeskreis ist in der ganzen Stadt verteilt. Auch Theodor Arntzen ist profunder Stadtkenner. Vorurteilen ist er immer wieder begegnet: „Wie kannst du nur in Altenessen leben“, wurde der pensionierte Beamte gerne von seinen in Werden oder Stadtwald lebenden Kollegen gefragt: „Dabei kannten die meisten den Norden nur vom Hörensagen.“