Essen. . Um das Weltkulturerbe Zeche Zollverein in Essen zu erhalten, rechnet das Land NRW in den nächsten Jahren mit Investitionen in Höhe von 130 Millionen Euro. Die Stadt Essen zahlte bislang 31 Millionen Euro - und es drohen weitere Risiken.

Die Zeche Zollverein in Essen wird immer teurer. Das Land NRW rechnet in den kommenden Jahren mit Kosten von weiteren 130 Millionen Euro, um das Gelände des Weltkulturerbes zu erhalten. Das Geld kommt zu den bereits bekannten Förderkosten in Höhe von rund 440 Millionen Euro hinzu.

Wie das Land außerdem bekannt gab, hat die Stadt Essen bis heute rund 31 Millionen Euro in die alte Zeche gesteckt. Das Weltkulturerbe in Essen verursacht damit Kosten von über 500 Millionen Euro, und die laufenden Betriebskosten kommen noch hinzu. Trotz großzügiger Förderung hat Zollverein zudem ein Minus in der Kasse, es lauern weitere millionenschwere Risiken.

Die Zahlen stammen aus der Antwort der Landesregierung auf eine kleine Anfrage der Piratenpartei im Landtag. Demnach hat die Stadt 31,43 Millionen Euro ausgeben, allein 24,08 Millionen für den Welterbe-Standort, also den Schacht XII, den Schacht 1/2/8 und die Kokerei. Oliver Bayer, baupolitischer Sprecher der Piratenpartei NRW, hält die Kosten nicht für überhöht, Zollverein stehe schließlich für eine ganze Epoche.

„Aber wir wollen Transparenz. Die Aufbereitung und Veröffentlichung der Kosten ist zwar aufwendig, aber notwendig.” Jeder Bürger solle die Finanzierung solcher Großprojekte einsehen können.

Die genaue Auflistung der öffentlichen Zollverein-Gelder sieht Bayer als ersten Schritt hin zu einem transparenten Veröffentlichungs-System für steuersubventionierte Projekte.

Laufende Kosten: 11,5 Millionen Euro

Die Landesregierung schreibt, die Stiftung Zollverein habe „für die nächsten Jahren einen Investitionsbedarf von voraussichtlich 91 Millionen Euro”. Wann was passiert und wie lange das dauert, sei bislang noch nicht klar. „Nach den bisherigen Erfahrungen kann davon ausgegangen werden, dass eine Umsetzung der Maßnahmen sicher mehr als ein Jahrzehnt in Anspruch nehmen wird”, schreibt das Bauministerium auf Nachfrage. Insgesamt werden die Investitionen der kommenden Jahre auf Nachfrage sogar auf 130 Millionen Euro beziffert.

Trotz großzügiger öffentlicher Förderung unter Druck 

Die Personal- und Sachkosten für „Betrieb und Erhalt des Standortes” hat der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Zollverein, Hermann Marth, jüngst auf jährlich 19 Millionen Euro beziffert. Die Stiftung Zollverein schreibt nun auf Anfrage, diese 19 Millionen seien auf das Kulturhauptstadtjahr 2010 bezogen gewesen. „Die jährlichen laufenden Kosten betragen seither circa 11,5 Millionen Euro, zuzüglich der circa 5,5 Millionen pro Jahr für das Ruhr Museum.“ Wofür Geld im Einzelnen ausgegeben wird, sagte die Stiftung nicht.

Minus in der Kasse

Trotz der großzügigen öffentlichen Förderung steht Zollverein derzeit unter Druck. Wie aus einer Unterlage des Essener Stadtrates hervorgeht, rechnet die Verwaltung mit finanziellen Risiken in Höhe von rund vier Millionen Euro. Größtes Risiko ist der seit Jahren schwelende Rechtsstreit mit dem Architekten Heinrich Böll. Er hatte den Komplex rund 20 Jahre lang federführend saniert, sein letzter großer Auftrag war der Umbau der Kohlenwäsche.

Zollverein warf Böll danach vor, nicht vernünftig gearbeitet zu haben und verweigerte die Zahlung von mehr als einer Millionen Euro. Mittlerweile sind die Kosten offenbar gestiegen. Mit Zinsen, Anwalts- und Gerichtskosten summiert sich das Risiko dem Ratspapier zufolge im schlimmsten Fall auf 2,61 Millionen Euro. Das Verfahren läuft weiter, immer wieder waren zuletzt Gerichtstermine verschoben worden.

Gourmetmeile auf Zollverein

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Unabhängig von rechtlichen Risiken hat Zollverein ein Minus in der Kasse. Zum Stichtag 30. April 2012 lag es bei 831.000 Euro. Hauptgrund: Die Verantwortlichen haben Geld für Projekte ausgegeben, die von Förderern wie der Europäischen Union als „nicht förderfähig” eingestuft wurden.