Essen. . Trotz des milden Wetters kamen in diesem “Winter“ viele Besucher zum Schlittschuhlaufen an die Kokerei Zollverein. „Wir sind zufrieden“, sagt Sonja Kuthning vom Veranstaltungsmanagement der Stiftung Zollverein. Bis Sonntag ist die Eisbahn vor der Industrie-Kulisse noch geöffnet.

Unfreiwillige Komik à la Stan Laurel und Oliver Hardy entdeckt der Beobachter dieser Tage auf der Eisbahn an der Kokerei Zollverein: Da drehen Jung und Alt auf Schlittschuhen ihre Runden und die Anfänger unter ihnen versuchen krampfhaft, manchmal mit den Händen rudernd, die Balance zu halten und bloß nicht hinzufallen. In diesem Jahr aus gutem Grund: Pfützen breiten sich auf der Fläche aus, riesige Pfützen. Eine falsche Bewegung, ein Sturz, und die Kleidung ist pitschnass. Abhalten tut das niemanden vom Kufen-Spaß, im Gegenteil: Die Eisbahn am Weltkulturerbe zählt im elften Jahr nach Angaben der Stiftung mehr Besucher als im Vorjahr – trotz des regnerischen Winterwetters.

„Das Wetter ist doch egal“, meint Martin Pollklesener aus Wülfrath gestern Nachmittag mit Blick auf den grauen Himmel und gleitet neben Frau Elvira und Tochter Letizia über das Eis. Der Ausflug in den Essener Norden sei ein Weihnachtsgeschenk für die ganze Familie, inklusive der vor Ort lebenden Großeltern. „Wir sind zum ersten Mal da“, sagt Pollklesener begeistert. Jedenfalls scheint das Trio ein bisschen Eislauf-Erfahrung zu haben, denn ein Blick auf ihre Hosen genügt: Sie sind noch trocken.

Eishockeyspieler und Kufen-Cracks

Etwas zügiger ist dagegen ein Düsseldorfer Pärchen auf der glatten Oberfläche unterwegs. „Für Anfänger sind solche Bedingungen natürlich nicht so gut“, meint er und sie ergänzt: „Es ist eher fast zu warm. Das dürfte anders sein: Sonnenschein und zwei Grad wären besser.“ Zwei Mädels aus Altenessen und Karnap sind da anderer Meinung: „Man rutscht viel besser“, meinen die beiden Zwölfjährigen. Es sei der Zustand den man sonst habe, wenn die Eismaschine über die Bahn gefahren wäre. Und was sagt der Profi? „Optimale Bedingungen sind das nicht, aber auf weichem Eis kann fährt man nicht so schnell wie auf hartem“, meint Eishockeyspieler Nikolai Tsvetkov von den „Moskitos“. Sechs Kufen-Cracks des Vereins helfen der Stiftung beim Betrieb der Eisbahn. „Das machen wir nebenbei, die Bundesliga-Saison ist voll im Gange“, sagt er. Beim Abbremsen schafft er es problemlos, das Wasser wie Meeresgischt in die Höhe spritzen zu lassen.

Keine Rolle spielen die äußeren Bedingungen dagegen für den übers ganze Gesicht strahlenden Lee. Der Zwölfjährige ist bei Familie Hegler aus Burgaltendorf zu Gast und läuft zum ersten Mal auf Schlittschuhen. Aus seiner sonnigen Heimat, den Seychellen, kennt er weder Schnee noch Eisbahnen. Zwar hangelt er sich auf dem ungewohnten Untergrund noch am Zaun entlang oder nimmt die helfende Hand von Gastmutter Maike Hegler, aber nach und nach geht es auch ohne. „Oui, ça marche“, zu deutsch „Ja, es klappt“, antwortet er auf Französisch.

Zeit seine Fähigkeiten auszubauen, hat er aber nur noch bis Sonntag. Dann taut’s wieder auf Zollverein, Ende der Eiszeit.

Info: Saison-Bilanz

„Wir sind zufrieden“, sagt Sonja Kuthning vom Veranstaltungsmanagement der Stiftung Zollverein. Das Wetter hätte zwar besser sein können, aber dennoch seien vor dem Abschlusswochenende bereits rund 16.000 Besucher an die Kokerei Zollverein gekommen. 20.000 könne man laut Kuthning noch erreichen (Vorjahr: 13.000), denn die Bahn öffnet zum Saisonende am Samstag von 10 bis 22 Uhr und am Sonntag von 10 bis 20 Uhr. Besonders beliebt sei 2012/2013 das Eisstockschießen für Gruppen gewesen. Über 1000 Personen entschieden sich für dieses Angebot.

Info: www.zollverein.de/eisbahn