Essen. Willi Nowack, der einst mächtige Chef der Essener SPD und Landtagsabgeordneter, muss ins Gefängnis. Das Oberlandesgericht Hamm bestätigte jetzt ein Urteil des Landgerichts Essen, das den 62-Jährigen zu einem Jahr und vier Monaten Haft ohne Bewährung wegen Insolvenzverschleppung verurteilt hatte.

Einen Blick von außen hat Willi Nowack (SPD) vor einem Jahr gewagt, als er während seiner Berufungsverhandlung im Landgericht Essen auf den Zellenblock 25 des Gefängnisses an der Krawehlstraße blickte. Künftig kann er erleben, wie es drinnen aussieht. Denn auch das Oberlandesgericht Hamm sah keine Chance für eine Bewährung und bestätigte das Urteil des Landgerichts Essen gegen Nowack. Ein Jahr und vier Monate wegen Bankrott und Insolvenzverschleppung muss der einst mächtigste Mann der Essener Sozialdemokraten ins Gefängnis.

So rasant wie sein Aufstieg, so steil ist auch der Absturz des 62-Jährigen Altenesseners. Sichere Wahlergebnisse im Essener Norden und seine Funktion als Vorsitzender der damals alles bestimmenden SPD-Ratsfraktion sicherten ihm in den 1990er Jahren Einfluss und Macht. Später saß er für die SPD im Düsseldorfer Landtag.

Mit dem Sieg der CDU in Essen 1999 ging es für Nowack politisch bergab. 2005 saß er erstmals auf der Anklagebank, nachdem der Landtag seine Immunität aufgehoben hatte. Damals verlor er auch sein Landtagsmandat.

2005 erstmals verurteilt

Es ging um Wirtschaftskriminalität und die Geschäfte seiner „Büro Nowack Projektplanungs GmbH“. Welche Geschäfte sie betrieb, war der I. Strafkammer nicht klar. Nicht einmal Aktenordner habe man bei der Durchsuchung gefunden, wunderte sich damals der Richter. Fest stand nur, dass die Firma mit etwa zwei Millionen Euro überschuldet war. Deshalb verurteilte das Gericht ihn im Jahr 2005 zu einer Bewährungsstrafe.

Nowack nahm die Chance nicht wahr. Er führte die „Büro Nowack“ unter dem neuen Namen „WIN Consult GmbH“ weiter. Das brachte ihm ein neues Verfahren vor dem Amtsgericht. Unbelehrbar wirkte er, sah sich selbst als Opfer, schilderten damalige Beobachter. Als Bewährungsversager verurteilte das Gericht unter Vorsitz von Daniela Riedl ihn zu einem Jahr und vier Monaten Gefängnis. Bewährung gab es ausdrücklich nicht.

Vier Millionen Euro Schulden

Das änderte sich auch nicht vor der IX. Strafkammer am Landgericht. Mittlerweile sprach die Staatsanwaltschaft von einem Schuldenstand in Höhe von vier Millionen Euro. Geld, das die Sparkasse Essen als Hauptgläubiger abschreiben musste. Nowacks Verteidiger Martin Meinberg machte umfangreiche rechtliche Ausführungen zum Urteil des Amtsgerichtes. Dieses dürfe auf keinen Fall Bestand haben. Freispruch forderte er.

Doch das Landgericht und auch das Oberlandesgericht Hamm teilten eher die Sicht des Amtsgerichtes. Bewährung könne angesichts eines fehlenden Geständnisses nicht gegeben werden, hatte das Landgericht gesagt. Hamm sah es auch so.