Essen. Der Aufsichtsrat der Essener Verkehrs-AG (Evag) will die Stelle des neuen Vorstandschefs öffentlich ausschreiben. Die Aufsichtsräte suchen einen Kandidaten mit Erfahrung und einem “Herz für den ÖPNV“. Zudem will die Stadt die Gehälter der Chefs städtischer Gesellschaften überdenken.
Der Aufsichtsrat der Essener Verkehrs-AG (Evag) will die Nachfolge von Vorstandschef Horst Zierold intern und extern auszuschreiben. „Dies soll in enger Abstimmung mit dem Beteiligungsmanagement der Stadt erfolgen“, betonte der Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Weber (SPD) nach der Sitzung des Gremiums am vergangenen Freitag.
„Die Rahmenbedingungen der Ausschreibung müssen nun abgestimmt werden, auch vor dem Hintergrund, die Gehälter der Chefs städtischer Gesellschaften zu überdenken“, sagte Weber. Außerdem wolle man erreichen, dass der neue Vorstandsvorsitzende auch Geschäftsführer der Via-Verkehrsgesellschaft wird. Darüber wird der Aufsichtsrat der in Essen, Mülheim und Duisburg tätigen Via in seiner heutigen Sitzung diskutieren.
Kandidat soll Erfahrung im ÖPNV mitbringen
Die Suche nach einem neuen Evag-Chef ist notwendig geworden, weil Horst Zierold aus gesundheitlichen Gründen bereits im Juni 2013 in den Ruhestand gehen möchte.
„Dieses Thema ist eine komplizierte, hoch sensible Operation am offenen Herzen“, sagte Bürgermeister Rolf Fliß (Grüne), der Mitglied beider Aufsichtsräte ist. Wenn Zierold gehe, müsse ein Nachfolger schon gefunden sein. Der Übergang solle nahtlos erfolgen. Laut Fliß müsse der Neue vor allem etwas vom öffentlichen Nahverkehr verstehen: „Wir brauchen jemanden, der ein Herz für den ÖPNV hat, keinen Sanierer oder Liquidierer“.
Die Piratenpartei begrüßt derweil die Neubesetzung über eine öffentliche Ausschreibung. Kritik üben sie an Via-Aufsichtsratschef Rolf Mühlenfeld (SPD), der Zierolds „Nachfolge politisch abstimmen“ will. Dies zeige, „dass die Personalauswahlverfahren bei Stadttöchtern auf Führungsebene neu und einheitlich zu regeln sind. Wir fordern den Rat auf, die Ausschreibung als alleiniges Auswahlverfahren zu beschließen.“
Horst Zierold war Kämmerer und Stadtdirektor
Horst Zierold war bis 1997 Prokurist beim Essener Wirtschaftsförderer EWG. Dann wurde er Dezernent für Personal und Organisation der Stadt Essen. Von 1992 bis 2004 war er Stadtkämmerer und ab 2002 zugleich Stadtdirektor. 2004 wechselte der gebürtige Offenbacher (Main) an die Spitze der Evag.
Ab 2008 war er zeitweise kaufmännischer Vorstand der Duisburger Verkehrsgesellschaft AG und führte die Geschäfte bei der Mülheimer Verkehrsgesellschaft. Der 63-Jährige habe die Aufsichtsratschefs der Essener Verkehrs-AG (Evag), der Via Verkehrsgesellschaft und der Essener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (EVV) persönlich über seinen Entschluss informiert.