Essen. . Auch bei der dritten schweren Straßenbahn-Kollision in Essen in diesem Jahr schließt die Evag technisches Versagen als Ursache aus. Die Polizei geht mittlerweile von einem „Auffahrunfall“ aus. Das Nahverkehrsunternehmen beziffert den Schaden der drei Zusammenstöße dieses Jahres auf 500.000 bis 600.000 Euro. Auf den Kosten bleibt die Evag sitzen.

Gut eine Woche nach dem schon dritten schweren Unfall mit Straßenbahnen in diesem Jahr in Essen hat sich die Polizei erstmals näher zum Hintergrund des jüngsten Crashs geäußert. Die Ermittler gehen mittlerweile von einem „Auffahrunfall“ aus. Offenbar habe die Fahrerin der hinteren Straßenbahn den Zusammenstoß zweier Bahnen der Linien 101 und 109 an der Haltestelle „Cronenberg“ aus „Unachtsamkeit“ verursacht. Die Ermittlungen sind allerdings noch nicht abgeschlossen. Vergeblich hatte die Polizei in den Tagen nach dem Unfall Zeugen gesucht, die etwas zum Unfallhergang sagen können. Dafür meldeten sich drei weitere Fahrgäste aus den beiden Bahnen, die sich sich bei dem Zusammenstoß Verletzungen zugezogen haben. Die Zahl der (leicht) Verletzen steigt damit auf fünf.

Technisches Versagen hatte die Evag nach ihren internen Untersuchungen im aktuellsten Fall ebenso ausgeschlossen wie bei den beiden vorangegangenen Straßenbahn-Unfällen im Juni an der Hollestraße in der Innenstadt mit 28 leicht und sechs Schwerverletzen und im September mit acht Leichtverletzten auf einem Abstell-Gleis nahe der Haltestelle Philippusstift in Borbeck. Diese beiden Vorfälle liegen mittlerweile bei der Staatsanwaltschaft Essen.

Während die Unterlagen zur Kollision in Borbeck dort eben erst eingetroffen sind, sind die Ermittlungen im Fall Hollestraße so gut wie „abgeschlossen“, sagt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Verteidiger der beteiligten Fahrer erhielten nun Gelegenheit zur Akteneinsicht. Dass das Verfahren zum Vorfall aus dem Juni noch nicht weiter gediehen ist, ist für den Sprecher angesichts der Menge von Verletzten und zu vernehmenden Zeugen „nachvollziehbar“. Frühestens im Januar werde es in dem Verfahren weitere Bewegung geben.

Nicht nur ein Image-, sondern auch ein beträchtlicher finanzieller Schaden

Der Evag ist durch die drei Vorfälle nicht nur ein Image-, sondern auch ein beträchtlicher finanzieller Schaden entstanden. Sprecher Olaf Frei beziffert die Gesamt-Verluste durch die drei Kollisionen auf 500.000 bis 600.000 Euro. Auf diesen Kosten bleibt die Evag sitzen, denn anders als etwa bei Bussen greift in diesen Fällen keine Kasko-Versicherung. Die zu zahlenden Prämien wären zu hoch. Für die Evag sind die Unfälle buchhalterisch ein „nicht geplanter Mehraufwand“, so der Sprecher: „Wir müssen nun intern gucken, wo wir das Geld hernehmen. Man kann den Euro schließlich nur einmal ausgeben.“

Es dürfte ein schwacher Trost sein, dass sich immerhin die Lage im Fuhrpark wieder entspannt hat. 69 Straßenbahnen benötigt die Evag, um ihren Beitrieb reibungslos zu gestalten. 74 stehen aktuell zur Verfügung. „Da sind wir wieder im Plus“, sagt Olaf Frei, der hofft, dass die „schwarze Serie“ dieses Jahres im nächsten keine Fortsetzung findet.