Essen. Im Mordprozess gegen Volker Wald aus Dorsten zeigt sich, dass er der Mann mit den zwei Gesichtern ist. Er hat bereits gestanden, eine geistig behinderte Frau in Essen ermordet zu haben. Sein Bewährungshelfer vermutet Enttäuschung als Schlüssel zum Motiv. Seine Freundin hatte sich vor der Tat von ihm getrennt.

Den Mord an der geistig behinderten Frau in Essen hat er gestanden. Aber jetzt gerät der mehrfach vorbestrafte Sexualstraftäter Volker Wald (43) aus Dorsten wieder stärker in den Verdacht einer versuchten Vergewaltigung. DNA-Spuren belasten ihn.

Zum Prozessauftakt am Montag hatte der Angeklagte gestanden, die 58 Jahre alte Monika O. in seine Wohnung gelockt zu haben, weil er sie vergewaltigen wollte. Er habe sie von hinten umschlungen, auf sexuelle Handlungen aber verzichtet, weil sie laut schrie. Danach habe er sie gewürgt und schließlich in der Badewanne erstochen, weil er Angst davor hatte, von ihr bei der Polizei angezeigt zu werden.

Institut für Rechtsmedizin

Am Mittwoch erhärtet sich aber der Verdacht, dass es doch zu sexuellen Handlungen kam. Micaela Poetsch vom Essener Institut für Rechtsmedizin hat in den Schamhaaren und am Innenbund der Hose der Getöteten genetisches Material gefunden, das sehr wahrscheinlich vom Angeklagten stammt. Dazu passen die Befunde von Rechtsmediziner Kurt Trübner, der an der Innenseite der Oberschenkel und im Genitalbereich des Opfers Verletzungen feststellte.

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Ob diese typischen Hinweise auf eine Vergewaltigung ausreichen, seine Aussage zu widerlegen? Dass er der Mann mit den zwei Gesichtern ist, wird in diesem Prozess immer wieder deutlich. Einen Tag vor der Tötung hatte er im Internet eine 44 Jahre alte Bochumerin kennengelernt, die er nach der Tat anrief. Ob er zu ihr kommen und bei ihr auch übernachten könne? Die Frau willigte schnell ein, beide lebten bis zu seiner Festnahme am 11. Juni in ihrer Wohnung zusammen. Ganz normal sei er gewesen, auch beim Geschlechtsverkehr, sagt die Frau. Als sie von seiner Festnahme hörte, hätte sie sich nicht vorstellen können, „dass er damit etwas zu tun hat“.

Erst im März aus der Haft entlassen

Auch Bewährungshelfer Heinz Elwenholl sprach mit Volker Wald kurz nach der Tat. „Nicht ansatzweise war dabei zu erkennen“, dass es kurz zuvor zur Tötung der Frau gekommen war, berichtet der 62-Jährige. Volker Wald war ihm zur Führungsaufsicht unterstellt worden, nachdem der Sexualtäter erst im März aus der Haft entlassen worden war. Der Dorstener war angewiesen worden, seine Heimatstadt zu verlassen und nach Essen zu ziehen. Er bezog eine Wohnung in der Stauderstraße, nahm an Sexualtherapien teil und kümmerte sich um Arbeit. „Sehr kooperativ“ sei Wald gewesen, erinnert sich Elwenholl.

Und um Frauen ging es. Wald hatte wohl keine Probleme damit, sie übers Internet kennenzulernen. Anfang Mai traf er sich mit einer Frau, die bislang noch nicht von der Polizei als Zeugin ermittelt wurde. Elwenholl weiß von ihr, dass sie in Essen-Frintrop lebt, sechs Jahre älter als Wald ist und putzen geht. Mit ihr guckte der Angeklagte Filme von Stieg Larsson, in denen es auch um eine Vergewaltigung geht. „So einer darf nie wieder heraus“, hätte die Frau gesagt. Obwohl er ihr nie von seinen Vorstrafen erzählte, machte die Frau wenige Tage später Schluss.

Schlüssel zum Motiv

Für Elwenholl könnte das der Schlüssel zum Motiv sein. Denn bei all seinen früheren Taten sei Wald wahllos gewesen, was Opfertyp und Situation angehe. Immer sei aber eine Enttäuschung der Auslöser gewesen. Und das könne die Entscheidung der Freundin gewesen sein, mit ihm Schluss zu machen. Elwenholl hat mit dem Fall noch lange nicht abgeschlossen: „Es ist das erste Mal in 34 Jahren, dass eine Bewährung so endet.“