Essen. Im kommenden Jahr wird die Erhöhung der Ökostrom-Umlage die meisten Unternehmen stark belasten. Der Essener Unternehmensverband warnt vor gravierenden Folgen und denkt gleichzeitig über ein Einkaufsnetzwerk für seine Mitglieder nach. Den Verbraucher könnte die Erhöhung der Ökoumlage doppelt treffen.

Die Essener Wirtschaft schlägt wegen der drohenden Strompreiserhöhung im kommenden Jahr Alarm: „Der Kostendruck in den Unternehmen wird weiter zunehmen. Ich befürchte, dass manche Firma auch über Personalabbau nachdenken muss“, sagte Ulrich Kanders, Hauptgeschäftsführer des Essener Unternehmensverbandes (EUV).

2013 wird die Umlage für die Förderung erneuerbarer Energien (EEG) deutlich steigen - von 3,59 Cent pro Kilowattstunde auf fast 5,3 Cent. „Die EEG-Umlage ist deutlich zu hoch und wird mit den ohnehin steigenden Stromkosten im Zuge der Energiewende zur zunehmenden Belastung für 99 Prozent der Essener Unternehmen.“

Vor allem für Betriebe, die viel Strom verbrauchen, aber dennoch unter die Befreiungsgrenze fallen, dürfte die EEG-Umlage zum Ballast werden. Vor allem größere Mittelstandsbetriebe und das Handwerk trifft die Erhöhung mit voller Wucht. „Unsere Betriebe können keinen Antrag auf Befreiung stellen“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Essener Kreishandwerkerschaft Ulrich Meier.

Verbraucher könnte die Erhöhung doppelt treffen

Dennoch verteidigen Kanders und Meier die Ausnahmeregeln für die energieintensiven Unternehmen. „Wenn beispielsweise der Aluminiumhersteller Trimet diese nicht hätte, hätten wir in Essen 700 Arbeitslose mehr“, so Kanders.

Den Verbraucher könnte die Erhöhung der Ökoumlage doppelt treffen. Meier: „Den Unternehmen wird nichts anderes übrig bleiben, als zu versuchen, die Preise an den Verbraucher weiter zu geben.“

Das Essener Unternehmen Spicer Gelenkwellenbau denkt dagegen darüber nach, Strom verstärkt im günstigeren Ausland einzukaufen, wo die EEG-Umlage nicht fällig wird.

Kleinen Unternehmen fehlt es an Know-how

„Nur so können wir weiter mit unseren Produkten am Markt bestehen“, sagte Thomas Meier, Leiter Qualitäts- und Risikomanagement. Knapp zwei Millionen Euro zahlt die mittelständische Firma mit 513 Mitarbeitern in Essen derzeit an Stromkosten im Jahr. Mit der höheren EEG-Abgabe steigen sie um einen sechsstelligen Betrag, schätzt Meier.

Gerade kleine Unternehmen haben jedoch nicht das Know-how im Stromeinkauf. Der EUV denkt deshalb darüber nach, für seine Mitgliedsunternehmen ein Einkaufsnetz für Strom aufzubauen. Strom aus dem Ausland, vielleicht sogar Atomstrom - das würde zwar die Idee, Ökostrom in Deutschland zu fördern, unterlaufen. Doch Kanders macht klar: Den Unternehmen bleibt im Zweifel nichts anderes übrig. Für ihn steht fest: Die EEG-Förderung muss grundlegend geändert werden. „Schluss mit der Vollkaskomentalität!“, fordert er.