Essen. . Als Verkaufsveranstaltungen getarnte Ausflüge und andere windige Maschen, Senioren auszunehmen, beschäftigen Polizei und Verbraucherzentrale in Essen. Die neuesten Trends seien falsche Handytarife und technisch kaum zu bedienende Mobiltelefone, die den Senioren aufgeschwatzt werden.

Eine Zugfahrt, die ist lustig, eine Zugfahrt, die ist schön... Selbiges versprechen sich gerade ältere Menschen von einer Kaffeefahrt. Eine gemütliche Busfahrt, gemeinsam essen, Gesellschaft, vermeintlich spottbillige Konsumartikel – aber noch viel wichtiger: die Abholung des Gewinns, den man per Schreiben in Aussicht gestellt bekam. Dass man später für überteuerte Waren ins Portemonnaie gegriffen hat, zum Kauf übereilt gedrängt wurde und zwielichtige Verträge unterschrieben hat, merken die meisten erst danach. Nicht anders sieht’s bei Trickdiebstählen aus: Betrüger suchen gezielt Senioren auf, per Telefon oder an der Haustür, um mit vorgeschobenen Gründen an Daten zu kommen oder Wertgegenstände zu klauen. Nur was dann? Was kann ich im Nachhinein machen?

Im Rahmen des Seniorenkinos

Diese Fragen stellten sich laut Essener Polizei und lokaler Verbraucherzentrale viele Betroffene, aber ein offener Umgang folge nicht: aus Scham, den gemachten Fehler zu thematisieren, oder aus Gutgläubigkeit und Höflichkeit, an dem Verhalten der Betrüger nicht zu zweifeln. Wenn beide Institutionen am Donnerstag, 22. November, im Rahmen des Seniorenkinos von 13 bis 14 Uhr im Foyer der Lichtburg präsent sind, haben sie für die Zielgruppe einiges zur Hand: Tipps, wie man sich verhält, Informationen, was man nach einer teuren Kaffeefahrt unternehmen kann, und den Rat, auch einmal „Nein“ zu sagen.

Betrug an Senioren

Eine genaue Zahl von Fällen rund um das Thema Betrug an Senioren kann Annchen Brendle generell nicht nennen: „Erfasst werden sie als Betrug. Das Fachkommissariat nimmt dort keine Unterscheidung nach Opfergruppen vor“, sagt die Leiterin der Kriminalprävention der Essener Polizei. Ein Problem sei auch die große Dunkelziffer, viele Betroffene erstatten schlicht keine Anzeige. Für zwei Seniorenberater ihrer Dienststelle ist die Aufklärung von Senioren „das tägliche Brot“. Dass Fallzahlen zugenommen haben, kann sie nicht bestätigen, wohl aber dass Taten verstärkt in den Fokus gerückt seien: „Hintergrund ist, dass sich Betrügereien hin zu Internet und Telefon verlagert haben.“

Fehler vor Kindern geheim halten

„Viele trauen sich erst im Gespräch mit den Beraterinnen über das Geschehene zu sprechen, weil sie ihren Fehler vor den Kindern geheim halten wollen“, berichtet Margret Schulte, Leiterin der Verbraucherzentrale. Jeden Tag hätten ihre Mitarbeiter mit älteren Menschen zu tun, die mit verschiedensten Maschen geneppt wurden. Kaffeefahrten seien dabei auch Thema, jedoch seltener. „Die neuesten Trends sind eher falsche Handytarife, technisch kaum zu bedienende Mobiltelefone“, so Schulte, „die aufgeschwatzt werden.“ Auch Gesundheitspräparate seien dabei: „Besser geht’s danach aber nur dem Verkäufer.“

Polizei und Verbraucherzentrale ist kein aktueller Fall bekannt, dass ein als Verkaufsveranstaltung getarnter Ausflug in Essen stattfand. „Wir können nur immer hoffen, dass Gastronomen hellhörig sind“, appelliert Margret Schulte an lokale Vermieter von Veranstaltungsräumen. Und was Betrügereien an der Haustür angeht, rät die Polizei zu Wachsamkeit. Die Tricks wechselten – ob von der uralten Bitte um ein Glas Wasser oder dem angeblichen Überprüfen von Falschgeld.

Präventionstipps zu Kaffeefahrten

Bekommt man eine Einladung zu einer Kaffeefahrt, sollte man im Zweifel besser zu Hause bleiben oder auf der Verkaufstour wachsam sein. Besonders auf das Kleingedruckte des Gewinn- oder Angebotsschreiben achten! Die Verbraucherzentrale kann man um Rat fragen, ob es sich um einen seriösen Veranstalter handelt. Ein Drängen des Verkäufers ist ein schlechtes Zeichen. Unterschreibt man einen Vertrag, sollte das korrekte Datum draufstehen. Innerhalb von 14 Tagen kann man nämlich vom Rücktrittsrecht Gebrauch machen. Ansprechpartner ist die Verbraucherzentrale, Hollestraße. Infos im Internet: www.polizei-beratung.de .