Essen.

Selbst auf die Leiter steigen und die von Umbenennungsbefürwortern montierten falschen Straßenschilder kurzerhand wieder abnehmen - das erschien ihnen etwas zu rabiat. Man wolle das Ordnungsamt anrufen, das tätig werden solle, sagten die Sprecher der Bürgerinitiative „ProVon“, die die neuen Namen für Von-Seeckt- und Von-Einem-Straße in Rüttenscheid bisher mit einem erfolgreichen Bürgerbegehren verhinderten.

Jetzt allerdings wird es wirklich ernst. Der Bürgerentscheid am 3. Februar naht, und bisher hatte man im Grunde keine richtigen Gegner, sieht man ab von jenen Stadtteilpolitikern von SPD, Grünen und Linken, die den Beschluss herbeiführten. Am Sonntag aber gab die Umbenenner-Initiative „Ortrud und Irmgard“, inzwischen verstärkt durch kampferprobte linke Aktivisten, mit dem symbolischen Umbenennungsklamauk eine Kostprobe ihres Mobilisierungswillens - und die ProVon-Leute wissen jetzt, dass der Entscheid kein vornehmer Bürger-Spaziergang wird, sondern harte Polit-Maloche.

Grüne geben den Ton vor

Die Essener Grünen haben mit einer auf ihre Kosten gedruckten Kampf-Postkarte die Tonlage vorgegeben - und die ProVon-Initiative, unterstützt von CDU, FDP und Essener Bürgerbündnis will jetzt mit Flugblättern folgen, will Info-Stände aufbauen, nach Möglichkeit auch Plakate kleben. CDU-Stadtteilpolitikerin Heidemarie von Münchhausen will dazu möglichst die Parteischatulle der CDU öffnen. Ob das gelingt, ist allerdings noch nicht sicher.

Unsicher sind sich die ProVon-Initiatoren auch über die einzuschlagende Taktik. Die Umbenennungsfreunde möchten ihre Gegner nur zu gerne in eine historisch-politische Debatte verwickeln. Das nur notdürftig verklausulierte Ziel: Die Bürger sollen als ahnungslose Tröpfe, wenn nicht schlimmeres, „entlarvt“ werden, die sich für die angeblichen „Nazi-Freunde“ Hans von Seeckt und Karl von Einem stark machen. Der Anwohner Richard Kiessler, inzwischen so etwas wie der intellektuelle Kopf der ProVon-Leute, hält diese Klassifizierung zwar für grobschlächtig, will sich aber - anders als mancher andere Anwohner - nicht auf eine Diskussion einlassen.

Er beharrt darauf, dass das Verfahren das Problem sei. „Wir sind Opfer von Politikern, die kein Ohr mehr haben für die wahren Nöte und Sorgen der Bürger“, so Kiessler. Nur eine verschwindende Minderheit von maximal zehn Prozent der betroffenen Anwohner habe die Umbenennung gewollt. Kiessler: „Wir fordern, dass Oberbürgermeister Reinhard Paß sich endlich zu diesen unglaublichen Vorgängen äußert und uns Bürger gegen solche Politiker in Schutz nimmt.“