Essen. . Im Streit um die Umbenennung der Von-Seeckt- und der Von-Einem-Straße in Essen ist ein möglicher Kompromiss nun doch vorläufig gescheitert. Der pommersche Politiker Leopold von Seeckt sei kein “würdevoller“ Namensgeber.

Die Bürgerinitiative „ProVon“, die sich gegen die Namensänderung der Von-Seeckt- und der Von-Einem-Straße in Essen wendet auf der einen Seite, und diejenigen Bürger und Politiker, die dies wollen auf der anderen, hatten sich grundsätzlich auf einen Weg verständigt. Sie wollten die Straßen zwar umwidmen, jedoch nach Menschen benennen, die den gleichen Nachnamen tragen wie die Generäle Hans von Seeckt und Karl von Einem.

Während mit dem Komponisten Gottfried von Einem ein „Ersatz“ zur Verfügung stände, ist der pommersche Politiker Leopold von Seeckt den Befürwortern der Umbenennung nicht „würdevoll“ genug. Er sei „Verfechter einer feudalistischen Adelsgesellschaft und weist unseres Wissens keine verehrungswürdige Lebensleistung auf“, heißt es in einer Mitteilung. Selbst unter Kompromissbedingungen könne er deshalb keine personelle Alternative sein. „Man sollte politische Kompromissfähigkeit nicht mit inhaltlicher Beliebigkeit verwechseln“, so die Anwohnerinitiative „Irmgard und Ortrud“.

Weitere „Kompromissanstrengungen“ seien nötig. Wenn der ProVon-Initiative die neu-alten Straßennamen Irmgard und Ortrud nicht gefielen, sei vielleicht die Schriftstellerin Bettina von Arnim genehm. Als weibliche Namenspatrone ließen sich auch jüdische Anwohnerinnen der beiden Straßen, die im Holocaust ermordet wurden, in Erwägung ziehen, hieß es.

Den alten Straßennamen erhalten

Thomas Hurwitz, einer der Sprecher der „Pro-Von-Initiative, reagierte enttäuscht auf das Platzen der aus seiner Sicht vielversprechenden Kompromisslösung. Die Vorbehalte gegen Leopold von Seeckt seien für ihn und die große Mehrheit der Bürger nebensächlich: „Wir brauchen hier niemanden zum Verehren, wir haben auch die Generäle nicht verehrt.“ Es gehe schlicht darum, die alten Straßennamen zu erhalten.

Dies sei ein Punkt, der für die „ProVon“-Initiative, die ein erfolgreiches Bürgerbegehren im Rücken hat, auch nach wie vor nicht verhandelbar ist. Hurwitz: „Selbst wenn wir es wollten: Wir könnten gar nicht dahinter zurück, weil wir für den Erhalt der Straßennamen Tausende Unterschriften gesammelt haben und bei den Bürgern im Wort stehen.“