Essen.

Die Kleiderkammer versorgt Bedürftige jährlich mit rund 40.000 Pullis, Hosen und Jacken. Nun meldet sie selbst akuten Bedarf: Es fehlen Kindersachen, Handtücher und Unterwäsche. Hausabholung möglich.

Zwei Mütter warten vorn an der Theke, bis Danuta Schödon ihnen die Pullover und Hosen für ihre Kinder reicht. Zahlen müssen die Frauen dafür nicht, denn die Mitarbeiterin der Kleiderkammer an der Hachestraße versorgt Bedürftige kostenlos. Träger der Ausgabestelle ist unter anderem das Diakoniewerk, das nun selbst um Spenden der Bürger bittet.

Einen Notstand will die Diakonie nicht ausrufen

Einen Notstand will Diakonie-Sprecher Bernhard Munzel nicht ausrufen, doch bei Männer- und Kinderbekleidung herrscht derzeit akuter Mangel. Kurzfristige Engpässe betreffen auch regelmäßig Unterwäsche, Bettwäsche und Handtücher. „Grundsätzlich sind wir ständig auf die Spenden angewiesen“, sagt Munzel, da sie immer schon die nächste Saison im Blick haben.

Die Spenden landen aus ihren rund 50 Altkleider-Containern und über ihre Hausabholung ( 201 85 85) zunächst in der Sortierung. Von dort verteilen Mitarbeiter sie auf die Kleiderkammer und die sieben Diakonieläden.

270 Wohnungslose im Jahr

Mehr als 40.000 Kleidungsstücke gab allein die Ausgabestelle an der Hachestraße im Vorjahr aus. Versorgte damit 270 Wohnungslose mit 1.444 Kleiderausgaben. Hinzu kommen 1.156 Familien und Einzelpersonen mit knapp 2.600 Ausgaben. 2012 werden die Zahlen ähnlich sein, schätzt Munzel. Das sind immerhin zehn Prozent mehr als noch vor zwei Jahren.

Wer zu ihnen kommt, muss sich als Essener Bürger ausweisen und einen Einkommensnachweis mitbringen. Das kann ein Arbeitslosengeld-II- oder Rentenbescheid sein. In einer Kartei halten die Mitarbeiter fest, welche Kleider sie an wen ausgegeben haben. Das beugt auch dem Verkauf auf dem Flohmarkt oder in Internetbörsen vor.

„Keiner soll kostenlos abräumen“ 

„Keiner soll kostenlos abräumen“, sagt Munzel. Familien und Personen mit Wohnung können in Abständen von etwa zwei bis drei Monaten wiederkommen. Beliefert wird die Kleiderkammer täglich. Und das ist notwendig.

Auch wenn es laut Bereichsleiterin Petra Westermann keinen Fall gab, „in dem wir jemanden gar nicht ausstatten konnten.“ So gibt es doch Tage, an denen die Regale zum Beispiel mit der Kinderbekleidung restlos leer sind. Zuletzt war das vor wenigen Wochen der Fall, als die Stadt Asylbewerber in der Turnhalle untergebracht hatte, deren Kinder eben auch Anziehsachen benötigten.

Wohnungslose können immer kommen, auch täglich

Aber auch ohne diese Ereignisse, „brauchen wir immer vor allem Kinderkleider von den Babygrößen angefangen bis etwa Größe 140“, sagt Danuta Schödon.

Für die Bedürftigen stehen zwei kleine Kabinen bereit. Aber die meisten suchen sie ohne Anprobe aus, und Danuta Schödon wiederum hat inzwischen viel Erfahrung und ein gutes Augenmaß, so dass es passt. Manchmal muss sie auch nachfragen, ob die Mutter nicht noch Handschuhe oder Mütze fürs Kind braucht. „

Viele denken nicht im Voraus

Manche denken da einfach nicht dran“, sagt Petra Westermann. Überhaupt denken die meisten nicht im Voraus, sondern kämen oft erst dann, wenn es einen Anlass wie Schulanfang oder Wintereinbruch gibt.

Wohnungslose können immer kommen, auch täglich, erklärt die Bereichsleiterin. Wenn sie etwa mit den einen Tag zuvor abgeholten Sachen im nassen Dreck geschlafen haben. Anderen sind die schlichtweg über Nacht abhanden gekommen. Es gibt aber auch die Obdachlosen, die die Waschmaschinen im Sozialzentrum nebenan nutzen. Sie können sich dort auch einen Koffer mieten, um die Sachen zu deponieren, berichtet Petra Westermann und erklärt: „Das sind oft diejenigen, die an ihren Sachen hängen.“