Essen-Rüttenscheid.. Während sich der Spätsommer von seiner besten Seite zeigt, ist die Herbst/Winter-Mode längst eingetroffen. Wir haben uns nach den Trends umgesehen - auf der Straße und in Boutiquen.
Sabine Schlüter hat Socken und geschlossene Schuhe noch tief inden Kleiderschrank verbannt. Bis Oktober, sagt die 48-Jährige, gewährt sie ihren Füßen noch völlige Freiheit - unabhängig von den Temperaturen kommen ihr nur Zehensandalen unter die Fersen. Freundin Andrea Ewaldsen hingegen hat soeben ein paar neue Winterstiefeletten gekauft: „Ich freue mich schon jetzt, die bald anzuziehen“, sagt die 49-Jährige. Trends sind den beiden Damen dabei zumeist schnuppe - sie tragen, was gefällt. Ganz ähnlich sehen das auch Jenny (25) und Freund Andree (31): „Stiefel in allen Varianten und allen Höhen werden bei mir bald wieder aus dem Schrank geholt. Was modern ist oder nicht, ist mir dabei egal“, sagt Jenny.
Dabei mausert sich Rüttenscheid langsam zu einem Geheimtipp für Modebegeisterte, die der Klamotte von der Stange Lebewohl gesagt haben. Wir haben bei einigen Experten nachgehorcht, was sich in den kommenden Herbst- und Wintermonaten gut auf dem Weg zwischen Bistecca und Sweet Coffee Pirates tragen lässt:
Stakks, Rosastraße 16a: Im Februar eröffneten Doris und Titus Brandsma auf dem Hinterhof ihre Boutique im industriellen Stil der 20er-Jahre. Neben liebevoll zusammengesuchten Einrichtungsgegenständen wie einem Spint von 1902 und einer alten Remington-Schreibmaschine finden Kunden bei ihnen alte amerikanische Marken wie „Dukes“ und „B.D. Baggies“ ebenso wie Kleidung kleiner deutscher Manufakturen wie „Handstich“. Kern-Zielgruppe sind Männer und Frauen ab 30 Jahren. „Erd- und Gewürztöne wie Curry oder Rostorange sind bei Männern und Frauen in den nächsten Wochen angesagt. Bei den Herren geht der Trend zum Strick, was ja längere Zeit verpönt war“, weiß Titus Brandsma. Ein Comeback prognostiziert seine Frau Doris auch für die Cord-Hose - allerdings nicht im groben Zimmermannsstil sondern „skinny“; zu deutsch also schmal geschnitten und extrem eng. Eines der Lieblingsstücke von Titus Brandsma ist dabei eine verwaschene Jeans von „PRPS“. Das Label wurde von einem ehemaligen Nike-Designer gegründet, der den Anspruch hat, die beste Jeans der Welt zu produzieren - in Handarbeit und mit dem besten Denim aus Japan. Der Preis ist mit rund 600 Euro entsprechend schwindelerregend.
cob, Rüttenscheider Straße 34b : Im Mai eröffnete Meike Pfeiffer ihren Laden, in dem sie vor allem Frauenmode anbietet. „Bei den Damen sind weite, fließende Schnitte gefragt, die dennoch feminin wirken und oft mit engen Jeans oder Leggins kombiniert werden. Stark nachgefragt bei den Accessoires sind bei uns Schals mit Sternen-Drucken, Eulen-Prints und Pulswärmer“, sagt Pfeiffer. Einen richtigen Trend könne man dabei mittlerweile nicht mehr ausmachen: „Die Mode ist individueller geworden. Was uns aber sehr freut ist, dass Kleider wieder beliebter werden“, ergänzt ihre Mitarbeiterin Britta Mechtel. Farblich kann sich frau auch über den Sommer hinaus mit einem kräftigen Sonnengelb gut blicken lassen, sagen beide. „Da sollte man auch in der dunklen Jahreszeit etwas Mutiger sein“, sagt Pfeiffer. Warm sein soll es natürlich dennoch: „Parkas sind zurzeit bei uns sehr beliebt. Das bleibt auch in der kommenden Saison so“, sagt die Modeexpertin.
Uniqat, Dorotheenstraße 23: Seit September 2005 ist der Name für Janette Müller Programm: In ihrem Laden bietet sie ausgefallene Damen- und Herrenmode an. Die knalligen Farben aus dem Sommer bleiben dabei in den Regalen, „allerdings etwas abgedämpfter“, sagt sie. Das gilt im Übrigen selbst für die Schuhe: „Auch Männer tragen nicht mehr nur schwarze und braune Schuhe: Blau, Curry- und Rottöne sind auch am Fuß angesagt“, weiß Janette Müller. Die kommende Jahreszeit wird schließlich trist genug.