Essen. . Die International School Ruhr wirbt weiter fleißig um Nachwuchs. Bis nächsten Sommer will man dreistellig sein. Bisher werden etwa 80 Schüler an der Privatschule unterrichtet.

An der International School Ruhr unterrichten sie offenbar auch Marketing. Jedenfalls führt Sechstklässler Marcel so sachlich-souverän durch die Räume, dass man meinen könnte, er habe das irgendwo gelernt. „Das ist unsere Lobby“, sagt der Schüler zur Begrüßung, bevor er Besucher freundlich weiterbittet in die „school library“, einen großen, hellen Raum mit modernen Sitzgelegenheiten und – noch recht spärlich bestückten – wandfüllenden Bücherregalen.

Marcel ist einer von derzeit etwas mehr als 80 Schülern der Privatschule, die am Moltkeplatz jüngst ihre „Middle School“ eröffnet hat – als Erweiterung der Keimzelle in der Villa Koppers, wenige hundert Meter entfernt. Und weil sich am neuen Standort der ISR nicht nur die Regalmeter weiter mit Lesestoff, sondern auch die Unterrichtsräume mit mehr Schülern füllen sollen, lud man jetzt erneut zum Tag der offenen Tür.

Denn trotz der langsam, aber stetig steigenden Schülerzahl und der Investition in zusätzliche Räumlichkeiten: Von jener Nachfrage, die es für die dauerhafte Wirtschaftlichkeit der Schule braucht, ist man noch ein gutes Stück weit entfernt.

In drei oder vier Jahren muss die ISR sich selbst tragen

Rund 350 Schüler seien dafür auf lange Sicht nötig, hieß es 2010 zur Eröffnung, die nicht zuletzt durch eine Fünf-Millionen-Euro-Anschubfinanzierung der Stiftung des damaligen RWE-Vorstandsvorsitzenden Jürgen Großmann möglich war. Binnen drei oder vier Jahren müsse sich die auf Bestreben des Initiativkreises Ruhr ins Leben gerufene Schule selbst tragen.

„Unter 200 Schüler genügen auch“, sagt heute Reto Ammann, Chef des Schweizer Unternehmens „SBW Haus des Lernens“, das die ISR betreibt. Im Laufe dieses Schuljahres wolle man die 100er-Marke knacken. „Wir sind immer noch voll im Finanzplan.“

Draht zu Großunternehmen 

Damit die Schule eine Zukunft hat und demnächst auch Unterricht für die Klassen 9 und 10 anbieten kann, sucht man weiterhin einen engen Draht zu den in Essen ansässigen international agierenden Großunternehmen. „Es gibt drei Gruppen von Eltern, die ihre Kinder an unserer Schule anmelden“, sagt Reto Ammann.

Die erste sind „Expats“ – ausländische Arbeitnehmer, die von ihren Firmen für einige Jahre nach Deutschland entsandt wurden. Die zweite Gruppe wiederum besteht aus hiesigen Arbeitnehmern, die sich und ihre Familie auf einen Auslandsaufenthalt vorbereiten wollen. Und dann gibt es noch jene Eltern aus Essen und Umgebung, „die einfach sagen: Ich gönne meinem Kind das.“ Sie machen an der ISR nach wie vor den größten Anteil aus.

12.000 Euro pro Schuljahr

Rund 12.000 Euro kostet ein Jahr an der Privatschule, in der die Unterrichtssprache Englisch ist und die künftig das „Internationale Baccalauréat“ als Abschluss anbieten möchte. Deutsche Abschlüsse können die Schüler über externe Prüfungen erlangen.

Vergangenes Jahr hat sich ein Förderverein unter dem Vorsitz von Stephan Holthoff-Pförtner gegründet. Mittels Stipendien soll auch Kindern weniger zahlungskräftiger Eltern der Besuch der Schule ermöglicht werden.

Konkurrenz durch die „Rheinland International School“

Evonik habe gerade drei Stipendien für Mitarbeiterkinder ausgeschrieben, sagt Reto Ammann, der sich über das Interesse der Unternehmen an der International School Ruhr umso mehr freut, als der Markt um Privatschüler hart umkämpft ist.

In Heiligenhaus hat die Klett-Gruppe gerade eine „Rheinland International School“ eröffnet. „Konkurrenz ist immer gut“, sagt Ammann: „Wir sind gekommen, um zu bleiben.“