Essen. . Um Stellen einzusparen, will die Stadt Essen langfristig ihre Reinigungskräfte in den Ruhestand schicken. Denn für das Großreinemachen ist Stadt-Tochter RGE zuständig - das ist günstiger. Der Prozess soll dabei sozialverträglich verlaufen und in 25 bis 30 Jahren abgeschlossen sein.
Ordnung ist das halbe Leben, besagt schon ein altes Sprichwort. Vor allem bei der RGE Servicegesellschaft mbH, dem großen Reinemacher im Konzern Stadt Essen. 654 der aktuell 1071 Mitarbeiter sind im Bereich Reinigung tätig, 189 sorgen für Sicherheit, weitere 182 kümmern sich um Gastronomie und Catering. Und noch einmal 46 kümmern sich im Hintergrund darum, dass alle Abläufe ohne Reibung funktionieren, so auch Geschäftsführer Klaus Wieschenkämper, der betont: „Wir sind mittlerweile ein recht großer Mittelständler“ – obgleich die Gesellschaft 1998 nur mit dem Geschäftsfeld Reinigung und lediglich zwölf Angestellten gegründet wurde.
Wenn ab 2015 das zweite Job-Sparpaket von Oberbürgermeister Reinhard Paß in Kraft tritt, wird die RGE wohl noch einmal etwas größer, wie schon beim ersten Sparpaket. Denn das hat bei der Stadt bereits 2,25 Stellen in der Betriebsgastronomie eingespart sowie 13,87 im Bereich Gebäudereinigung. Diesmal geht es „nur“ um 7,34 Stellen, ebenfalls im Reinigungsbereich. Aber bloß keine Sorge: ungeleerte Mülleimer, verdreckte Gänge und Aufzüge im Rathaus wird es auch künftig nicht geben. Die Arbeit, die bisher städtische Reiniger machen, soll künftig das Personal der Stadt-Tochter übernehmen. Denn das ist günstiger.
Bis zu 6000 Euro pro Kopf werden gespart
Zur Zeit sind noch 180 Reinigungskräfte bei der Stadt beschäftigt, davon 16 in der Arbeitsphase der Altersteilzeit. Sie verteilen sich auf 113,16 Vollzeitstellen. Ihr Gehalt liegt im Mittel bei 36.795 Euro brutto. „Im Durchschnitt rechnet die Stadt mit Einsparungen in Höhe von 5500 bis 6000 Euro je ausscheidender Reinigungskraft“, so Stefan Schulze vom Presseamt. Die RGE zahle nach dem gewerbeüblichen Tarifvertrag für Gebäudereinigung, heißt es bei der Stadt. Wie hoch das Durchschnittsgehalt der Mitarbeiter ist, dazu möchte RGE-Chef Wieschenkämper keine Angaben machen.
Die Mitarbeiter einfach vor die Tür zu setzen, will OB Paß nicht. Schließlich hat der Rat bereits 1997 beschlossen, langfristig das Großreinemachen an die RGE zu übertragen – aber bitte sozialverträglich. So wird der Auftrag, weitere städtischen Immobilien zu säubern, erst an die RGE erteilt, wenn die eigenen Reinigungskräfte altersbedingt in den Ruhestand gehen. So handelt es sich bei den 7,34 betroffenen Stellen um die im Jahr 2015 ausscheidenden Mitarbeiter; für die Jahre bis einschließlich 2014 wurden die bereits erwähnten 13,87 Mitarbeiter eingerechnet. In 25 bis 30 Jahren soll der gesamte Prozess abgeschlossen sein. Sprich: Keine der jetzt bei der Stadt beschäftigten Reinigungskräfte muss zu anderen Konditionen bei der RGE arbeiten.
RGE reinigt auch nicht-städtische Flächen
In Verwaltungsgebäuden, Schulen, Kindergärten, Museen, Kantinen und Mensen, bei Messen und auf Großveranstaltungen wie „Essen.Original“, bei den Lichterwochen und demnächst beim Weihnachtsmarkt sind die Saubermänner und -frauen der RGE schon anzutreffen. Anders als ihre Kollegen von der Stadt, die einzig städtischen Flächen zu neuem Glanz verhelfen, reinigt die Gesellschaft auch anderswo. „Die Bezirksregierung sagt, ich darf fünf Prozent außerhalb städtischer Dienstleistungen wahrnehmen. Da bin ich knapp drunter“, sagt Wieschenkämper und nennt Kundenbeispiele: Gewerkschaft Verdi, Zweckverband Rhein-Ruhr, Stadion Essen.
Weitere Aufgabenfelder neben Reinigung, Sicherheitsdienst, Gastronomie und Catering seien nicht angedacht, so Wieschenkämper. „Die RGE Servicegesellschaft schreibt seit ihrer Gründung positive Ergebnisse.“
Wenn der Rat tagt, wird gespart
Getränke, Schnittchen, manchmal eine Gulaschkanone – der Stadtrat und seine Gremien tagen nicht mit leerem Magen. Doch auch hier wird der Rotstift angesetzt: Das Job-Sparpaket sieht vor, eine Stelle im Amt für Ratsangelegenheiten und Repräsentation zu streichen, zusätzlich zu jener halben, die dem ersten Sparpaket zum Opfer fiel. Wenn für das Amt zu viel Arbeit anfällt, soll die RGE aushelfen. Sie liefert schon heute die Stärkungen für den Rat und betreibt die Rathauskantine.